Im realen Leben war sie weiter Gayle Newland, Privatschülerin aus Chester (GB). Im Internet aber wurde aus ihr Kye Carlos Fortune, ein junger Mann mit philippinischen Wurzeln. Ziel der homosexuellen Gayle: Sie wollte Frauen kennenlernen, ohne sich als lesbisch outen zu müssen.
Der Plan ging auf. 2011 lernt ihr Alter Ego Kye auf Facebook eine Frau kennen. Sie chatten viel. Wenn sie telefonieren, verstellt Gayle ihre Stimme. Sie werden ein Paar und treffen sich im Februar 2013 zum ersten Mal.
Der falsche Kye bittet die Freundin, sich die Augen zu verbinden, er schäme sich wegen einer Gehirn-OP für sein Aussehen. Es kommt zu weiteren Treffen – und zu Sex. Erst als die Freundin ihre Augenbinde abnimmt, fliegt der Schwindel auf: Vor ihr steht Gayle Newland mit einer Penis-Prothese.
Newland musste sich wegen sexueller Nötigung vor Gericht verantworten. Das Opfer kann bis heute selber nicht verstehen, warum es die Lüge nicht vorher bemerkt hat: «Ich war so verzweifelt auf der Suche nach Liebe.»
Gayle Newland versteht die Aufregung nicht. Sie sagt, es sei alles Teil eines Rollenspiels gewesen. Die Freundin habe gewusst, dass sie eine Frau sei und Kye nicht existiere.
Der Richter hingegen wertet die Tat als einen besonders schweren Vertrauensmissbrauch. Entsprechend hart ist sein Urteil: Gayle Newland muss wegen ihres Penis-Schwindels acht Jahre hinter Gitter.