Mehr als 400 Millionen Reiselustige nutzen die Plattform Tripadvisor jeden Monat, um die passende Unterkunft für ihre Ferien zu finden. Denn die Internetseite wirbt mit ungefilterten Erfahrungsberichten. Das heisst: Auch negative Kommentare sind dort zu lesen.
Doch jetzt werfen mehrere Nutzer Tripadvisor vor, kritische Kommentare zu löschen. Das Fatale: Hier ist nicht die Rede von schmutzigen Handtüchern oder Kakerlaken, sondern von sexueller Belästigung und Vergewaltigung, wie «Milwaukee Journal Sentinel» berichtet.
Warnungen wurden gelöscht
So warnten drei Touristen auf Tripadvisor vor einem mexikanischen Hotel in der Region Riviera Maya, in dem es zu Einbrüchen, sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen gekommen sein soll. Doch die Erfahrungsberichte wurden gelöscht. Dafür gäbe es laut Tripadvisor unterschiedliche Gründe. Manchmal beruhten die Kommentare auf reinem Hörensagen oder sie verstiessen gegen die familienfreundlichen Richtlinien des Unternehmens.
Die Folgen der Wild-Löscherei: Mehrere Reisende wurden ebenfalls belästigt, und das, obwohl sie hätten gewarnt werden können. Wie zum Beispiel Jamie Valeri (34), eine Mutter aus dem US-Bundesstaat Wisconsin. Sie und ihr Mann wurden vor zwei Jahren in einem mexikanischen Hotel unter Drogen gesetzt und ohnmächtig. An alles weitere können sie sich nicht mehr erinnern.
Dass Warnungen vor der Unterkunft auf Tripadvisor gelöscht wurden, macht sie wütend. «Wir hätten uns bestimmt nicht für das Hotel entschieden, und dann wäre uns das nicht passiert», sagt sie zu «Milwaukee Journal Sentinel».
Tripadvisor gelobt Besserung
Auch Valeri versuchte auf Tripadvisor vor dem Horror-Hotel zu warnen, doch auch ihr Kommentar wurde umgehend gelöscht. Der Grund: Wegen Hörensagens! Doch die Ami-Mami wollte nicht aufgeben, veröffentlichte abermals den erschreckenden Bericht. Die Löschung folgte jedes Mal aufs Neue.
Auf die Vorwürfe reagiert Tripadvisor schockiert. Ein spezieller Filter plus Mitarbeiter, die die Berichte analysieren, sollen für ein gewisses Mass sorgen und unbrauchbare Kommentare sichten. Dass dabei Kommentare über sexuelle Belästigungen gelöscht wurden, war ein Fehler. (jmh)