Da kommt fast ein bisschen Schadenfreude auf. Wie vor zehn Jahren die beiden Schweizer Geiseln Max Göldi (63) und Rachid Hamdani (78) muss Hannibal Gaddafi (43) nun am eigenen Leib erfahren, wie es ist, einer eigenwilligen Staatsmacht ausgeliefert zu sein. Der Sohn des ehemaligen Herrschers von Libyen, Muammar al-Gaddafi (†69), ist im Libanon zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Die Hintergründe sind speziell: Er soll so zur Aufklärung des Falles Musa as-Sadr gezwungen werden. Der libanesische Imam sowie zwei seiner Kollegen, der Scheich Mohammad Yaacoub und der Journalist Abbas Badreddine, sind seit 1978 in Libyen verschollen. Die Libanesen sind davon überzeugt, dass sie Diktator Muammar al-Gaddafi ermorden liess.
Was weiss Hannibal über den Fall? Damals war der Gaddafi-Sohn gerade mal drei Jahre alt.
Auch von Frau getrennt
Hannibal Gaddafi konnte am 11. Dezember 2015 dank eines Tricks im Libanon festgenommen werden. Man hatte eine Frau als Lockvogel eingesetzt, die ihn von Syrien her ins Land brachte. Bei der Festnahme soll er im Gesicht verletzt worden sein.
Inzwischen liegt im Libanon gegen den Gaddafi-Sohn auch eine Anzeige wegen Beihilfe zur Entführung und versuchter Tötung vor. Um Hannibal Gaddafi vom Libanon freizupressen, hatten Gaddafi-Freunde 2016 in Libyen den Libanesen Hussein Hbeish entführt. Dem gelang es aber zu fliehen und in seine Heimat zurückzukehren. Wegen seiner Anzeige hat Untersuchungsrichterin Rita Ghantous im Juli ihren Häftling Gaddafi zusätzlich mit einem Ausreiseverbot belegt.
Schluss also mit dem Luxusleben für den prahlerischen Gaddafi-Sohn. Auch seine Ehe soll in Brüche gegangen sein. Nach dem Sturz und der Ermordung von Vater Muammar al-Gaddafi 2011 war Hannibal nach Algerien, in den Oman und nach Syrien geflohen. Wie Medien berichten, ist seine libanesische Frau Aline Skaf (38) mit den Kindern in Algerien geblieben.
Angestellte misshandelt
Hannibal Gaddafi war einst der Auslöser für die Schweizer Libyen-Krise. Die Genfer Polizei hatte ihn am 15. Juli 2008 verhaftet, weil ihn sein Personal wegen schwerer Misshandlung angezeigt hatte. Als Rache hielt sein Vater Muammar al-Gaddafi die beiden Schweizer Göldi und Hamdani fast zwei Jahre lang in Libyen fest.
Göldi hat Hannibal einmal in Libyen getroffen. Diese Begegnung beschreibt er in seinem nun veröffentlichten Buch «Gaddafis Rache» (BLICK berichtete).
Auch ein anderer Gaddafi-Sprössling macht zurzeit von sich reden: Der zweitälteste Sohn Saif al-Islam (46), der jeweils die Politik seines Vaters kritisiert hatte, will bei den Wahlen vom 10. Dezember als Präsident für Libyen kandidieren. Sein Ziel: Er will dem Land Frieden und Stabilität zurückbringen.