Alle Abgeordneten und Mitarbeiter des US-Repräsentantenhauses sollen künftig an Schulungen zur Prävention von sexueller Belästigung teilnehmen. Das kündigte der Sprecher der Parlamentskammer, Paul Ryan, am Dienstag an.
«Unser Ziel ist nicht nur, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, sondern auch eindeutig klar zu machen, dass Belästigung jeglicher Art keinen Platz in dieser Institution hat», erklärte Ryan in einer Mitteilung.
In den vergangenen Wochen sind in den USA mehrere Fälle von sexueller Belästigung durch Prominente öffentlich geworden. Die Welle war dadurch losgetreten worden, dass zahlreiche Schauspielerinnen Vorwürfe gegen den Produzenten Harvey Weinstein und andere Filmschaffende erhoben.
Inzwischen hat die Debatte auch die Politik erreicht. Mehrere Frauen beschuldigen den Republikaner Roy Moore, sie als Teenager belästigt zu haben. Der ultrakonservative Ex-Richter ist ein prominenter Kandidat für den amerikanischen Senat.
Die Abgeordnete Jackie Speier von den oppositionellen Demokraten sagte am Dienstag bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus, in zahlreichen Telefonaten und Treffen hätten ihr frühere und aktuelle Mitarbeiter von Belästigungen berichtet. So sei manchen Opfern mitten im Plenarsaal in den Genitalbereich gefasst worden.
Sie wisse von zwei amtierenden Kongressmitgliedern, die sich sexueller Belästigung schuldig gemacht hätten. Namen nannte sie nicht.
Die republikanische Abgeordnete Barbara Comstock erzählte von der jungen Mitarbeiterin eines Parlamentariers, die ihrem Chef Dokumente nach Hause gebracht habe und von diesem lediglich mit einem Handtuch bedeckt empfangen worden sei.
Er habe sich dann vor ihr entblösst. Die Frau sei daraufhin umgekehrt und habe ihren Job gekündigt. Auch Comstock wollte keine Namen nennen.
In der Ausschussanhörung am Dienstag ging es um Reformen im Repräsentantenhaus, mit denen es den Opfern erleichtert werden soll, sexuelle Übergriffe zu melden. (SDA)