Der Angriff mit einem Lieferwagen vor einer Moschee im Norden Londons war für die britische Polizei «ganz klar eine Attacke auf Muslime». Am 19. Juni war ein 48-jähriger Brite im Stadtteil Finsbury Park in eine Menschenmenge gerast und hatte zehn Menschen verletzt. Der Täter schrie laut Zeugen, er wolle «alle Muslime» töten.
Nach drei Terroranschlägen, bei denen Islamisten in Grossbritannien dieses Jahr 35 Menschen getötet haben, steigt die Gegengewalt. So hat sich seit der Attacke auf das Konzert von Ariane Grande am 22. Mai die Zahl der Hassattacken gegenüber Muslimen in Manchester verfünffacht. Allein im Monat nach dem Anschlag wurden 224 islamfeindliche Vorfälle gemeldet.
Sie hassen selbst Kinder
Hassattacken richten sich meistens gegen Muslime, die nichts mit Terrorismus zu tun haben. In Manchester wurde ein Chauffeur von Männern niedergeschlagen und mit einer zerbrochenen Flasche bedroht. Muslimische Kinder werden mit Beschimpfungen wie «wann hört ihr endlich auf, Menschen mit Bomben zu töten?» angepöbelt.
Experten warnen vor einer Gewaltspirale. Extremismusforscher Steffen Kailitz von der Technischen Universität Dresden (D) sagt auf «Focus»: «Jede einzelne Terrortat kann als Vorwand für weitere Taten genutzt werden und so Gewaltspiralen begünstigen.» Racheakte wie jener auf Muslime vor der Moschee könnten dazu beitragen, dass sich weitere Muslime radikalisierten.
Fahrfehler von Muslimin
Beim Zwischenfall in Newcastle, bei dem am Sonntag eine Frau in eine Gruppe von Muslimen fuhr, gab die Polizei Entwarnung. Nachdem man anfänglich von einem Attentat ausgegangen war, stellte sich nun heraus: Die Frau am Steuer war selber eine Muslimin, die offenbar einen Fahrfehler beging. (gf)