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Führt Freifahrtpass aus der Krise?
Regierungen diskutieren Corona-Immunitätslizenz für Genesene

Italien und weitere Länder erwägen einen Freifahrtpass für Corona-Genesene: Das Modell gilt als zielgerichtete Massnahme, um Ausgehsperren zu lockern, die zu massiven wirtschaftlichen Einbussen und auch sozialen Problemen führen. Doch noch fehlen verlässliche Tests.
Publiziert: 13.04.2020 um 04:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2020 um 09:31 Uhr

Experten weltweit zerbrechen sich den Kopf darüber, wie Corona-Massnahmen zielgerichteter eingesetzt werden können. Genesene und weniger gefährdete Gruppen sollen zur Normalität zurückkehren können, während der Schutz von Risikogruppen anhält.

In Italien und weiteren Ländern ist derzeit ein Modell im Gespräch, wonach jeder einen «Immunitätspass» erhalten soll, der eine Corona-Infektion überstanden hat und wahrscheinlich nicht mehr ansteckend und selbst immun ist. Diese Menschen, so der Vorschlag, sollen wieder am öffentlichen Leben teilnehmen dürfen.

Dabei ist wissenschaftlich weiterhin nicht erwiesen, ob nach einer überstandenen Corona-Infektion tatsächlich eine Immunität besteht. Doch die durch die Viruskrise verursachten Schadensummen steigen mit jeden Tag höher. Regierungen und zuständige Behörden weltweit suchen verzweifelt nach Exit-Strategien.

Freifahrtschein für Corona-Genesene?

Obwohl auch in keinem Land der Welt eine Rechtsgrundlage für solche Immunitätsbescheinigungen bestehen würde: die Corona-Krise bedeutet weltweit Neuland. Staaten haben neue Wege zu begehen, um gegen die Krise anzukommen.

Laut der «New York Times» hat Luca Zaia (52), der konservative Präsident der nordöstlichen Region Venetien, eine spezielle «Lizenz» für Italiener vorgeschlagen, die Antikörper besitzen. Auch der ehemalige Premierminister Matteo Renzi (45) sprach sich für einen «Covid-Pass» aus. Genesene sollen sich wieder frei bewegen dürfen.

Ialiens Premierminister Giuseppe Conte (55) bestätigte, dass seine Regierung mit Wissenschaftlern zusammenarbeite, um herauszufinden, wie man Menschen, die sich erholt haben, wieder an die Arbeit schicken könne.

Demnach testen Behörden in Norditalien Mitarbeiter des Gesundheitswesens auf Antikörper, die möglicherweise helfen können, Personen mit Immunität gegen das Coronavirus zu identifizieren. Ziel ist es, Personen mit nachgewiesener Immunität gegen das Virus Lizenzen für die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu erteilen.

Auch USA, Frankreich und Grossbritannien erwägen Immunitätslizenzen

Auch in Frankreich hat die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo (60), erklärt, dass Immunitätspässe eingeführt werden sollten, um den Lockdown für gewisse Gruppen vorzeitig zu enden.

Ebenfalls in den USA wird die Verwendung von sogenannten Immunitätspässen erwogen. «Das ist etwas, das diskutiert wird», bestätigte Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten und Mitglied der Coronavirus-Taskforce des Weissen Hauses, gegenüber CNN. «Unter bestimmten Umständen könnte es tatsächlich einen gewissen Nutzen haben.»

Entsprechende Bemühungen in Grossbritannien, Corona-Immunitätslizenzen auszustellen, haben zunächst einen Dämpfer erfahren. Es gibt bereits eine Reihe von Antikörpertests, doch ihre Zuverlässigkeit scheint wissenschaftlichen Standards nicht zu genügen.

Experten zufolge dauert es mindestens einen weiteren Monat und wahrscheinlich noch länger dauern, bis ein verlässlicher Antikörpertest vorliegt, der gut genug für eine Masseneinführung ist. (kes)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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