Der Tod von Feuerwehrmann Roland S. (†49) schockt ganz Deutschland. Nach einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt von Augsburg (D) eskaliert am Samichlaus-Abend ein Streit zwischen einer Gruppe Jugendlicher und dem Brandinspektor der örtlichen Berufsfeuerwehr. Die Jugendlichen hätten laut gejohlt. Roland S. habe sie gebeten, etwas leiser zu sein, so ein Augenzeuge. Dann gehen die jungen Männer auf den Feuerwehrmann los. Einer schlägt zu. Roland S. stürzt, bleibt schwer verletzt am Boden liegen – und stirbt kurz darauf.
Am Montagnachmittag gab die Polizei eine Pressekonferenz. Jetzt ist klar: Der Angriff dauerte weniger als 20 Sekunden, wie Gerhard Zintl, Leiter der Kriminalpolizei Augsburg, gegenüber den Medien erklärt. «Der Schlag war unvermittelt, von der Seite und mit voller Wucht und hat so zum Tod geführt. Es gibt keine Erkenntnisse, dass dabei ein Gegenstand verwendet wurde.»
Schläger Halid S. war bereits polizeibekannt
Tragisch: Die Frau von Roland S. muss hilflos zusehen. Sie und ihr Mann waren mit einem befreundeten Paar auf dem Nachhauseweg vom Weihnachtsmarkt. Der Kollege (50) von Roland S. wurde bei der Auseinandersetzung im Gesicht schwer verletzt – überlebt aber. Die Täter fliehen. Umgehend wertet eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe die Videos aus 14 Überwachungskameras im Umkreis der Tat aus. Die Identitäten der siebenköpfigen Gruppe wird festgestellt und die mutmasslichen Täter werden daraufhin festgenommen.
Die Täter sind gemäss Kripo-Chef Zintl Männer zwischen 17 und 20 Jahren und allesamt in Augsburg geboren. Sechs der Täter haben die deutsche Staatsangehörigkeit – fünf von ihnen haben auch andere Staatsangehörigkeiten, darunter die türkische, einer der Täter ist Italiener.
Bei dem mutmasslichen Haupttäter handelt es sich um Halid S. (17). Der Teenie-Täter hat sowohl die deutsche als auch die türkische und libanesische Staatsangehörigkeit. Er war bereits vor der Brutalo-Tat von Augsburg polizeibekannt. In den letzten Jahren sei er bereits durch «jugendtypische Delikte und unter anderem durch Körperverletzung» aufgefallen.
«Halid ist ein sehr netter Mensch»
Ein Freund von Halid S. kann nicht verstehen, wie es zur Tat kommen konnte. «Halid ist ein sehr netter Mensch, ein herzlicher Mensch. Er nimmt jeden gerne auf, wenn es jemandem schlecht geht. Er sieht das und sagt dann ‹Komm, ich helf dir›», so der Freund zu «rtl.de».
Halid sei Konflikten eigentlich aus dem Weg gegangen. «Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dazu kam. Ich kenne Halid sonst nicht so.» Der Freund nimmt den Teenie-Täter trotz der Brutatlo-Tat in Schutz. «Halid wurde im Internet ziemlich als Psycho dargestellt. Das finde ich auch etwas respektlos.» Halids Kumpel ist sich sicher: «Er wollte das glaube ich nicht, das war ein Unfall.»
Haftbefehle gegen die Teenie-Täter erlassen
Alle Tatverdächtigen im Tötungsdelikt von Augsburg kennen sich laut Kripo-Chef Zintl mehr oder weniger lange. Nebst Halid S. seien auch einige der anderen festgenommenen Männer polizeibekannt. Einer von ihnen, der Italiener Alessio L. (17), ebenfalls wegen Körperverletzung. Er wurde am Sonntag festgenommen.
Einer der sieben Verdächtigen, ein 19-Jähriger, soll sich gemäss «Bild» mit seinem Anwalt der Polizei gestellt haben. Halid S. steht unter dringendem Tatverdacht sich des Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht zu haben. Die anderen sechs Männer wegen der Beihilfe zum Totschlag sowie der gemeinschaftlichen begangenen gefährlichen Körperverletzung.
Die Täter wurden am Montag dem Emittlungsrichter des Amtsgerichts Augsburg vorgeführt. Gegen fünf Personen wurden bereits Haftbefehle erlassen, so Rolf Werlitz, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Augsburg.
«Warum töten Kinder?»
Nach der Brutalo-Tat herrscht Entsetzen. Die Anteilnahme ist gross. Menschen stellen beim Tatort am Königsplatz brennende Grablichter auf. «Warum?», steht auf einem Zettel. «Warum töten Kinder?» Auch der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl zeigt sich betroffen. «Die Gewalttat ist bestürzend und macht fassungslos», so Gribl auf Facebook.
Gribl dankt «allen, die jetzt solidarisch Haltung zeigen und sich zu Gewaltfreiheit und unseren Werten bekennen». Die Stadt bat ausdrücklich darum, auf «Spekulationen, Unterstellungen und Vorverurteilungen» zu den Tätern zu verzichten.
Am Sonntag trafen sich rund 150 Kameraden des Verstorbenen am Tatort. Sie brachten Blumen und Kränze. «Wir haben einen ganz wunderbaren Kameraden verloren», sagte einer von ihnen zur «Bild». «Wir sind alle tief erschüttert», so ein anderer Kamerad des Toten. «Roli», wie sie ihn bei der Feuerwehr nannten, hinterlässt seine Frau und eine Tochter.
Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer zeigte sich entsetzt. Im bayerischen Fernsehen sagte er am Sonntag: «Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedfertiger Bürger totgeschlagen wurde, schlichtweg totgeschlagen wurde.» (rad/kes/hah/szm/vof)