Frei ab Mai
Obama begnadigt Whistleblowerin Manning

Wikileaks-Whistleblowerin Chelsea Manning ist ab dem 17. Mai 2017 eine freie Frau. US-Präsident Barack Obama hat ihre Strafe angepasst und sie damit de facto begnadigt.
Publiziert: 17.01.2017 um 22:31 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:40 Uhr
1/2
US-Präsident Barack Obama hat Chelsea Manning begnadigt.
Foto: KEYSTONE

Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat die 35-jährige Haftstrafe für die Whistleblowerin Chelsea Manning verkürzt. Die ehemalige Wikileaks-Informantin solle das Gefängnis am 17. Mai 2017 verlassen dürfen, teilte das Weisse Haus am Dienstag mit.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Die Whistleblowerin wurde als Mann geboren, lebt mittlerweile als Frau.

Chelsea Manning hatte als Soldat Bradley Manning im Irak gedient und der Enthüllungsplattform Wikileaks Hunderttausende geheime Militärdokumente zugespielt. Die daraufhin verhängte 35-jährige Haftstrafe wegen Spionage und Verrats trat Manning im Mai 2010 an. Zusätzlich wurde Manning unehrenhaft aus der Armee entlassen und rückwirkend im Rang degradiert.

Manning lebt mittlerweile als Frau. Die 29-Jährige sitzt im US-Militärgefängnis in Fort Leavenworth, in dem ansonsten nur Männer inhaftiert sind.

Zwei Selbstmordversuche

Manning hatte bereits 2013 ein Gnadengesuch an Barack Obama gestellt. Die 29-Jährige, die eine operative Geschlechtsangleichung anstrebt, hat in der Haft bereits zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Einen Hungerstreik gab sie nach Angaben ihres Anwalts im vergangenen September auf, nachdem ihr für die nähere Zukunft eine Operation zugesagt worden war.

Für die US-Regierung waren die von Manning ausgelösten Enthüllungen desaströs. Die Veröffentlichung der Papiere unter anderem über die Kriege im Irak und in Afghanistan sorgten weltweit für Wirbel. Die Preisgabe von Diplomaten-Depeschen blamierte US-Botschafter und Politiker in aller Welt.

Darunter waren auch Aufnahmen aus Bagdad, die den tödlichen Beschuss irakischer Zivilisten und Journalisten aus einem US-Kampfhelikopter zeigen.

Lässt sich Assange nun ausliefern?

Wikileaks-Gründer Julian Assange hatte vor wenigen Tagen erklärt, er sei bereit, sich an die USA ausliefern zu lassen, falls Manning begnadigt würde. Der 45-jährige Australier war vor mehr als vier Jahren in die Botschaft Ecuadors in London geflüchtet, um einer Festnahme zu entgehen. Gegen Assange liegt ein Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. 

Er fürchtet eine Auslieferung an Skandinavien aber, weil er davon ausgeht, dass er von dort in die USA überstellt würde, wo ihm eine lange Haft droht. Assange nannte Mannings Vorgehen «heroisch».

Wikileaks feierte die vorzeitige Haftentlassung Mannings als grossen Erfolg. «SIEG», hiess es in Grossbuchstaben in einer Botschaft der Enthüllungsplattform auf Twitter.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Manning ist der bekannteste Name auf einer Liste von 64 Begnadigungen und 209 Straferlässen, die Obama zu Ende seiner am Freitag ablaufenden Amtszeit gewährte. Der im russischen Exil lebende Geheimdienstinformant Edward Snowden, über dessen Begnadigung spekuliert worden war, steht nicht darauf.

Die US-Regierung war immer darauf bedacht gewesen, zwischen dem Fall Manning und dem Snowdens zu unterscheiden. Im Gegensatz der von einem Militärgericht verurteilten und geständigen Manning sei der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Snowden «in die Arme eines Gegners geflohen», sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. Snowdens Taten seien «viel schwerwiegender und gefährlicher». (sda)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?