Freche Briten-Journalistin behauptet
Schweizer sind an der Fifa-Misere selber schuld

Die Schweiz rast von einem Finanzskandal zum nächsten. Jüngster Eklat: Der Fifa-Knall mit Sepp Blatter in der Hauptrolle. Für eine BBC-Journalistin sind die Gründe dafür schnell gefunden – wir Schweizer seien selber schuld.
Publiziert: 10.06.2015 um 17:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:14 Uhr
Im Kreuzfeuer der Kritik: Noch-Fifa-Boss Sepp Blatter (79).
Foto: Keystone

Die Schweiz hat ein Image-Problem. Nach dem US-Steuerstreit und den Verwicklungen um Diktatorengelder stehen wir wegen der Fifa einmal mehr im Zentrum eines Finanzskandals.

Dass gerade die Schweiz immer wieder Schauplatz derartiger Affären wird, ist laut der in Genf stationierten BBC-Korrespondentin Imogen Foulkes kein Zufall. Vielmehr gäbe es dafür kulturelle und historische Gründe, wie sie in einer Analyse schreibt.

Die Schweiz fürchte zurecht um ihr Ansehen. «Viele Eidgenossen haben es satt, dass ihr Land statt für Käse und Schokolade immer wieder wegen korrupter Geschäfte in der Öffentlichkeit steht», schreibt die Journalistin des britischen Nachrichtensenders. «Einmal mehr verschlucken sie sich bei der Lektüre der Morgenzeitung an ihrem Müesli, weil sie von einem Finanzskandal lesen müssen, der eine Institution in der Schweiz mit einem Schweizer Chef betrifft.»

Schweizer Traditionen ausschlaggebend

Im Fall Fifa seien für Foulkes vor allem drei Traditionen ausschlaggebend gewesen. Erstens das Schweizer Verhältnis zu Geld. Dieses sei bis heute von der Vergangenheit der Eidgenossen als Söldner geprägt. Über Jahrhunderte haben diese in ganz Europa für Könige und Herrscher gekämpft – stets auf der Suche nach dem Meistbietenden. Dabei wurde über Nacht auch mal das Lager gewechselt, falls die andere Seite mehr bezahlte.

Zweitens das Bankgeheimnis, das sich zu einem Magneten für Korruptionsgelder entwickelt hat. Dieses sei aus der schweizerischen Überzeugung geschaffen worden, dass der Staat sich nicht in die finanziellen Angelegenheiten des Individuums einzumischen hat und dass dem Bürger grundsätzlich vertraut werden kann. Bezeichnend für diese Eigenheit sei die Tatsache, dass es hierzulande als unhöflich gelte, jemanden nach dem Lohn zu fragen.

Und drittens – für Foulkes der wichtigste Punkt – das Schweizer Vereinsrecht, das eher auf Dorfclubs und Wandergruppen ausgerichtet sei denn auf international operierende Organisationen wie die Fifa. Die fehlende Aufsicht und die geringe finanzielle Transparenz hätten ein gemütliches Zuhause für Multi-Millionen-Organisationen geschaffen, die sich als Sportverbände tarnen, schreibt Foulkes.

All diese Traditionen in einem Topf vermischt und über Jahrhunderte konserviert, hätten der Schweiz Milliarden eingebracht – auf Kosten ihres guten Rufs. Die Gepflogenheit im Rest der Welt, die Schweiz, Korruption und Geld in einen Satz zu packen, komme schliesslich nicht von ungefähr. (gr)

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