Frauenprotest in Belarus vor Ende des Ultimatums gegen Lukaschenko
Mit Schirm, Charme und Mut

Einen Tag vor Ende des Ultimatums protestierten Hunderte Frauen gegen Machthaber Alexander Lukaschenko. Auffällig: ihre rot-weissen Regenschirme. Sie haben eine besondere Bedeutung.
Publiziert: 24.10.2020 um 21:03 Uhr
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Seit Beginn der Proteste gegen Machthaber Lukaschenko ist der Samstag fest in Frauenhand.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Es schüttet, doch nicht mal der Regen hielt sie ab. Seit Beginn des Widerstands gegen Lukaschenko vor rund drei Monaten ist der Samstag fest in der Hand von Frauen. Auch an diesem Samstag, dem insgesamt 77. Tag der Proteste gegen Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko (66), zogen Hunderte Frauen durch die Hauptstadt Minsk – mit rot-weissen Schirmen.

Die Regenschirme hielten den Demonstrantinnen nicht nur das Wasser vom Leib, sondern haben auch eine besondere Symbolkraft. Weiss-rot-weiss war die Nationalflagge nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 – die Machthaber Lukaschenko kurz nach Herrschaftsbeginn abschaffte und durch eine rot-grüne Flagge ersetzte.

«Freiheit für Belarus» war auf den Plakaten der Frauen zu lesen. Neben Minsk gab es auch in mehreren anderen Städten Proteste gegen «Europas letzten Diktator». Es war quasi das Warmlaufen vor der grossen Sonntagsdemonstration.

Frist für Lukaschenko läuft am Sonntag ab

Die steht diesmal im Zeichen eines Volksultimatums der Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja (38). Die Oppositionsführerin hatte Lukaschenko die Frist 25. Oktober gestellt, um zurückzutreten und den Weg für Neuwahlen freizumachen. Zwar hat Lukaschenko einige Gefangene aus dem Gefängnis entlassen, mehr Entgegenkommen ist aber nicht in Sicht.

Tichanowskaja organisiert deshalb seit Tagen aus ihrem Exil im EU-Land Litauen heraus einen Generalstreik im ganzen Land. Beim Samstagsprotest kündigten viele Frauen an, sich an der Aktion an diesem Montag zu beteiligen. Analysten bezweifeln aber, dass Tichanowskaja wegen ihres Aufenthalts im Ausland viel bewegen kann.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August kommt es in der Ex-Sowjetrepublik zu Protesten, weil sich Lukaschenko nach 26 Jahren an der Macht mit rund 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären liess. Den Sieg beansprucht die Demokratiebewegung für Tichanowskaja. Die EU unterstützt Lukaschenkos Gegner und erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Dafür bekommt Lukaschenko Rückendeckung aus Russland.

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