«Gelbwesten protestieren in Paris»
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Gegen zu hohe Spritpreise:«Gelbwesten protestieren in Paris»

BLICK-Leser Nicolas Bard erlebt «Gelbwesten»-Demo in Paris
«Wir mussten mit unserem Säugling den Hintereingang vom Hotel nehmen»

Die Mega-Demo der «Gelben Westen» in Paris eskaliert. Ein BLICK-Leser berichtet von chaotischen Szenen.
Publiziert: 24.11.2018 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2018 um 08:46 Uhr
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Brennender Truck während der Mega-Demo auf der Champs-Élysées.
Foto: AFP

Den Tag hatte sich Nicolas Bard aus Binningen (BS) anders vorgestellt. Eigentlich wollte er mit seiner Frau und dem fünf Monate alten Baby entspannt in Paris shoppen gehen. Doch aus den Plänen wurde nichts: Die Familie konnte kaum das Hotel verlassen!

Die Mega-Demo der «Gelben Warnwesten» sorgte am Morgen dafür, dass BLICK-Leser Nicolas Bard und seine Familie das Marriott-Hotel nur durch den Hintereingang verlassen konnten.
Foto: BLICK-Leserreporter

Am Morgen zeichneten sich vor dem Marriott-Hotel an der Champs-Élysées chaotische Szenen ab. «Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein», berichtet Bard dem BLICK. Aus Angst vor den Krawallen blieb das Paar mit dem Säugling vorsichtshalber erstmal im Hotel. Als die Lage etwas ruhiger wurde, verliess es das Gebäude durch den Hintereingang. «Das Personal hat uns allerdings gewarnt, dass es so gegen 13.00 Uhr noch mal eskalieren könnte.»

Die Familie verbringt den Tag darum vorsichtshalber in einem anderen Stadtviertel. Die berühmten Shoppingmeilen rund um den Präsidentenpalast seien ohnehin abgesperrt. Bard: «Hier sieht man zwar auch gelbe Westen, aber keine Polizei. Deswegen ist es ruhiger.»

Die Mega-Demo der «Gelben Westen» in Paris eskaliert

Seit Samstagmorgen versammeln sich die «Gelben Warnwesten» an verschiedenen Orten in Paris. Auf Twitter kursieren erste Videos der chaotischen Demos. Auf der Champs-Élysées wurden Wasserwerfer und Tränengas gegen die Blockierer eingesetzt. Sie versuchten, zum Präsidentenpalast durchzudringen.

Einzelne Demonstranten eskalieren durch den Einsatz von Tränengas. Ein Video zeigt, wie Demonstranten Blumenkübel umwerfen oder Barrikaden einreissen.

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Gleichzeitig zeigt sich an diesen Szenen, wie gespalten die Bewegung ist. «Das sind nur Störenfriede», schreibt ein Twitter-User über die Randalierer.

Im Zentrum der französischen Hauptstadt waren zahlreiche Sperrzonen eingerichtet worden, in denen keine Proteste erlaubt sind. Darunter sind auch der Platz de la Concorde und die Champs-Elysées sowie der Bereich um den Élysée-Palast.

Das Innenministerium hatte die Grünanlage neben dem Eiffelturm, Champ de Mars, als Ort der Demonstration genehmigt. Der Vorschlag wurde von den «Gelbwesten» aber abgelehnt.

Paris ist vorbereitet

Paris hat sich mit hohen Sicherheitsvorkehrungen für die an diesem Wochenende in Paris geplanten Demonstrationen gegen hohe Benzinpreise und gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron gerüstet. Im Zentrum der französischen Hauptstadt seien zahlreiche Sicherheitsbereiche eingerichtet worden, in denen keinen Proteste erlaubt seien, sagte Polizeichef Michel Delpuech. Erwartet werden Tausende Demonstranten.

Ihnen stehen nach Angaben des Senders France Info knapp 5000 Polizisten gegenüber. Seit Tagen gibt es Sicherheitsbedenken, weil die zersplitterte Bewegung der «Gelbwesten» - benannt nach den Warnwesten im Auto – die Aktionen nicht ordentlich angemeldet hat.

Deshalb ist weitgehend unklar, wo sich die Demonstranten überall versammeln werden. Am Freitagabend hatte zudem ein Anhänger der «Gelbwesten» in der westfranzösischen Angers einen Polizeieinsatz ausgelöst. Die Behörden berichteten, es habe grosse Gefahr bestanden, denn der mit einer gelben Weste bekleidete und später festgenommene 45-Jährige habe Sprengstoff mit einer Zündvorrichtung um den Hals getragen. Erst nach mehrstündigen Verhandlungen hatte er sich ergeben. Mit seiner Aktion habe er ein Treffen der «Gelbwesten» mit Macron im Elysée-Palast erzwingen wollen, hiess es.

Seit knapp einer Woche errichten die Gelbwesten» im ganzen Land Blockaden. Zwei Personen sind dabei bisher ums Leben gekommen, nach Angaben von Innenminister Christophe Castaner sind mit Stand Freitag 136 Polizisten verletzt worden und mehr als 600 Zivilisten. Hinter den Gelbwesten» steht keine Partei oder Gewerkschaft - die Bewegung ist in den sozialen Netzwerken entstanden. Die Kritiker protestieren gegen zu hohe Spritpreise - aber auch gegen Präsident Macron, dessen Kurs sie als Politik für die Reichen wahrnehmen.

«Es gibt keine Freiheit ohne öffentliche Ordnung»

Aus Furcht vor Ausschreitungen werden in Paris nun am Wochenende einige Bereiche für Demonstrationen gesperrt. Dazu zählen laut Polizei das Gebiet um den Elyséepalast - der Amtssitz Macrons -, und der Place de la Concorde an der Prachtstrasse Champs Elysées. Dennoch gab es auf Facebook mehrere Aufrufe, genau hier zu demonstrieren.

Das Innenministerium hatte am Donnerstag die Grünanlage neben dem Eiffelturm, Champ de Mars, als sicheren Ort für die Demonstration genannt. Nach dem Willen der Behörden sollen sich die Menschen dort am Samstag versammeln. Rechtspopulistin Marine Le Pen kritisierte, dass die Bewegung auf der "gigantischen" Grünanlage klein wirken werde - es handele sich um eine «Manipulation», warf sie der Regierung vor.

Innenminister Castaner warnte am Freitagabend: «Es gibt keine Freiheit ohne öffentliche Ordnung.» Demonstrationen müssten allerdings ordentlich angemeldet werden, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. (SDA/kin)

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