Der 50-jährige Anwalt rief den französischen Staatschef Emmanuel Macron auf, baldige Gespräche über eine weitgehende Autonomie der Insel aufzunehmen. Simeoni sagte im Radiosender France Inter, Macron solle ein «Signal der Öffnung» an die Korsen senden. Der «demokratische Erdrutsch» bei der Regionalwahl am 10. Dezember habe gezeigt, dass die Bürger mehr Eigenständigkeit wollten.
Das nationalistische Bündnis Pè a Corsica (Für Korsika) unter Simeoni und Jean-Guy Talamoni hatte bei der Wahl 56,5 Prozent der Stimmen errungen. Damit stellen die Nationalisten nun 41 der 63 Sitze in der Regionalversammlung der neu geschaffenen einheitlichen Gebietskörperschaft (CTU).
Die Super-Region vereint die bisherige Inselverwaltung mit der der beiden historischen Départements. Während Simeoni als Chef der Regionalregierung fungiert, wurde Talamoni an die Spitze der Regionalversammlung gewählt.
Macron hat sich bisher nicht konkret zur Zukunft Korsikas geäussert. Wie die Regierung in Paris bekanntgab, wird die neue Korsika-Beauftragte Jacqueline Gourault aber am Freitag erstmals auf die Insel reisen.
Die Nationalisten streben eine grössere Autonomie für die Geburtsinsel des früheren französischen Kaisers Napoleon an. Anders als die Katalanen im Nachbarland Spanien wollen sie aber derzeit keine vollständige Loslösung von Frankreich, nicht zuletzt wegen der Abhängigkeit von staatlichen Geldern.
Die Nationalisten fordern unter anderem eine gleichwertige Anerkennung der korsischen Sprache neben dem Französischen und eine Amnestie für Häftlinge, die sie als politische Gefangene betrachten. Zudem wollen sie ein Vorrecht für die Inselbewohner gegenüber Immobilienspekulanten erreichen.
Auf Korsika kämpften militante Gruppen jahrzehntelang gewaltsam für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Die wichtigste Untergrundgruppe, die nationale Befreiungsfront Korsikas (FLNC), erklärte im Sommer 2014 das Ende des bewaffneten Kampfes.
Aus dieser Zeit sind noch zahlreiche Gefangene in Haft - unter anderem Yvan Colonna, der wegen Mordes an einem früheren französischen Präfekten Ende 2007 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Simeoni vertrat Colonna in dem Prozess als Anwalt.