Die Bewohner der behelfsmässigen Unterkünfte im Nordosten der Stadt sollen demnach in Aufnahmeeinrichtungen in Paris und dem Umland unterkommen. Medien hatten zunächst berichtet, dass in dem improvisierten Lager am Kanal von Saint Denis etwa 1500 bis 2000 Menschen lebten.
Die Räumung begann im Morgengrauen. Die Flüchtlinge leisteten keinen Widerstand, als die Polizei sie auf mehrere Busse verteilte, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. «Wir wissen nicht wirklich, wo es hingeht», sagte ein Libyer, der sich nach eigenen Angaben seit sieben Monaten in Paris aufhält. «Es war hart hier.»
Die Zeltstadt hatte sich vor einigen Monaten gebildet. Dort lebten vor allem Migranten aus dem Sudan, Somalia und Eritrea.
Hilfsorganisationen schlugen wegen der Lebensbedingungen mehrfach Alarm. Anfang Mai ertrank ein Bewohner eines Zeltlagers, der laut Medienberichten betrunken ins Wasser gegangen war.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte die Regierung seit langem zum Einschreiten aufgefordert. «Man hätte nicht vier Monate warten müssen, um diese Menschen in Unterkünfte zu bringen», sagte die Sozialistin dem Fernsehnachrichtensender BFMTV.
Regierungssprecher Benjamin Griveaux teilte via Twitter mit, der Staat übernehme seine Verantwortung. Laut Innenminister Gérard Collomb sollen die Migranten in den Unterkünften überprüft werden. Die französische Nationalversammlung hatte erst im April der Verschärfung des Asyl- und Einwanderungsrechts zugestimmt.
In Frankreich entstehen immer wieder Behelfslager. Zwei weitere Camps mit mehreren hundert Bewohnern wollen die Behörden ebenfalls bald räumen. Seit 2015 gab es in Paris bereits zahlreiche Räumungen.
Pierre Henry, Chef der Hilfsorganisation France terre d'asile, sagte der Nachrichtenagentur DPA: «Frankreich hat sich nicht auf diese Situation vorbereitet.» Das Land stelle viel zu wenige Unterkünfte zur Verfügung - auch aus Kalkül.
Die Zustände in den Zeltlagern sollen seiner Ansicht nach weitere Migranten davon abhalten, nach Frankreich zu kommen. «Das wird aber nicht funktionieren», sagte Henry. Deutschland habe viel mehr Flüchtlinge aufgenommen als Frankreich. «Trotzdem schläft dort niemand auf der Strasse», sagte der Experte.
Im vergangenen Jahr hatte Frankreich erstmals mehr als 100'000 Asylanträge registriert, 17 Prozent mehr als 2016. Im EU-Schnitt halbierte sich die Zahl der Bewerber dagegen. Über Frankreich versuchen viele Menschen, nach Grossbritannien zu gelangen.