Hunderte Polizisten überwachten am Donnerstag den für die Sommerwochen aufgebauten Strand am Pariser Seine-Ufer, um Störaktionen von Israel-Gegnern zu unterbinden. Pro-Palästinenser-Gruppen protestierten gegen die Einladung Tel Avivs, wie es im Vorfeld bereits zahlreiche Linkspolitiker getan hatten.
Die Polizei stellte am Donnerstag rund 500 Beamte ab, um den Stadtstrand zu sichern. Polizisten in Uniform und in Zivil patrouillierten am Seine-Ufer, Besucher mussten ihre Taschen vorzeigen und Metalldetektoren passieren.
Bis zum Nachmittag gab es aber keine Zwischenfälle, hunderte Besucher erholten sich bei sommerlichen Temperaturen an dem Stadtstrand. «Heute hierher zu kommen ist ein Akt der Solidarität mit dem jüdischen Volk», sagte eine Italienerin.
Die Veranstaltung «Tel Aviv sur Seine» (Tel Aviv an der Seine) sorgte schon in den vergangenen Tagen für erhitzte Gemüter. Paris widmet in diesem Jahr einen Tag von «Paris Plages» der israelischen Küstenstadt - in den vergangenen Jahren waren bereits andere Städte Gast bei dem jeden Sommer organisierten Stadtstrand. Auf dem Programm standen am Donnerstag unter anderem Musik, kulinarische Spezialitäten und Strandspiele aus Israel.
Politiker von Linkspartei und Kommunisten kritisierten die Wahl Tel Avivs aber wegen Israels Vorgehen in den Palästinensergebieten - sie verwiesen unter anderem auf die blutige Gaza-Offensive im vergangenen Sommer.
Forderungen nach einer Absage des Tel-Aviv-Tags erteilte die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo eine klare Absage. Sie lobte Tel Aviv als weltoffene und tolerante Stadt, die nicht mit der Politik von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einen Topf geworfen werden dürfe. Rückendeckung bekam sie unter anderem von Frankreichs Premierminister Manuel Valls.
Aus Protest gegen die Einladung errichteten Pro-Palästinenser-Gruppen am Donnerstag unweit von «Tel Aviv sur Seine» einen «Gaza Strand». Rund hundert Aktivisten hielten eine grosse Palästinenserflagge in die Höhe und riefen «Palästina wird leben! Palästina wird gewinnen!» In Faltblättern wurde zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen.
«Das Pariser Rathaus will aus Tel Aviv eine Stadt wie jede andere machen», sagte Serge Bonal von der Gruppe EuroPalestine. «Aber es ist die Hauptstadt eines kolonialistischen Staates, der Zivilisten bombardiert.»
In Frankreich leben sowohl die grösste muslimische als auch die grösste jüdische Gemeinde Europas. Bei Protesten gegen Israels Gaza-Offensive im vergangenen Sommer kam es in Paris und seinen Vorstädten teilweise zu gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen auch Israel-feindliche Parolen gerufen wurden.