In einer am Donnerstag in Paris veröffentlichten Erklärung des Elysée-Palastes ist die Rede von einem «legal eingesetzten System, das (...) Folter zu politischen Zwecken ermöglicht hat».
Die Archive werden geöffnet, um die Schicksale zahlreicher Verschwundener zu untersuchen. «Die Folter war zwar nach dem Gesetz weiter ein Verbrechen», erklärte Macron mit Blick auf den algerischen Unabhängigkeitskrieg von 1954 bis 1962. «Aber sie hat sich entwickelt, weil sie straflos blieb.»
Im Namen Frankreichs bat Macron um Entschuldigung für den Tod des 1957 verschwundenen Kommunisten Maurice Audin. Dieser sei «von Militärangehörigen gefoltert und danach hingerichtet oder zu Tode gefoltert worden», erklärte der Präsident.
Audins Witwe Josette sagte bei einem Treffen mit Macron in ihrem Haus östlich von Paris: «Ich habe niemals geglaubt, dass das passieren könnte.» Ihr Mann war im Juni 1957 in Algier verhaftet worden. Dem Mathematiker wurde vorgeworfen, die Nationale Befreiungsfront FLN zu unterstützen, die seit 1954 für die Unabhängigkeit Algeriens kämpfte. Später verlor sich jede Spur von ihm.
Frankreich tut sich bis heute schwer bei der Aufarbeitung des Kolonialkriegs, lange war nur von den «Ereignissen in Algerien» die Rede.
Bei dem von beiden Seiten mit ausserordentlicher Grausamkeit geführten Krieg wurden rund eine halbe Million Algerier und 30'000 Franzosen getötet, mindestens die Hälfte der algerischen Opfer waren Zivilisten. Der Krieg endete 1962 mit der Unabhängigkeit Algeriens.
«Le Monde» verglich den Schritt Macrons mit einer berühmten Rede seines Amtsvorgängers Jacques Chirac: Dieser hatte 1995 die Beteiligung des französischen Staates an der Massenverhaftung von Juden während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg anerkannt.