François Hollande fordert
Härtere Strafen für Volksverhetzung

Rassistische, antisemitische und homophobe Äusserungen sollen nicht länger unter das Presserecht, sondern unter das Strafrecht fallen. Frankreichs Präsident François Hollande kündigt «schnellere und effizientere Strafen» bei Volksverhetzung an.
Publiziert: 24.02.2015 um 03:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:31 Uhr

François Hollande (60) will Volksverhetzung härter bestrafen. Das hat der Staatschef beim jährlichen Empfang des jüdischen Dachverbands Crif angekündigt. Er wünsche sich, dass bei Straftaten antisemitische Motive als erschwerender Umstand gewertet werden. Zudem sollten die Rechtsmittel gegen Menschen verschärft werden, die vom Dschihadismus angezogen würden.

Hollande kündigte ausserdem an, am 18. März einen Gesetzentwurf zum Geheimdienst im Kabinett zu präsentieren. Das Gesetz sei in Abstimmung mit «allen politischen Familien» vorbereitet worden.

Überschattet wurde das Essen, an dem auch Ministerpräsident Manuel Valls und zahlreiche andere Politiker teilnahmen, vom Streit um Äusserungen des Crif-Präsidenten Roger Cukierman. Dieser hatte am Morgen im Radiosender Europe 1 gesagt, «alle Gewalttaten werden heute von jungen Muslimen begangen». Ausserdem nannte er die Vorsitzende der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, «persönlich unbescholten», wobei er später klarstellte, er habe «rechtlich unbescholten» sagen wollen.

Kollektiv gegen Islamophobie prüft Klage

Der Präsident des Zentralrats der Muslime in Frankreich (CFCM), Dalil Boubakeur, bezeichnete diese Äusserungen als «unverantwortlich und unzulässig» und sagte seine Teilnahme an dem Essen ab. Das Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) kündigte seinerseits an, eine Anzeige gegen Cukierman zu prüfen. Auch zahlreiche Politiker äusserten scharfe Kritik an den Äusserungen Cukiermans, kritisierten teilweise aber auch den Boykott des CFCM.

Bei dem Abendessen äusserte Cukierman sein Bedauern über die Absage. Er habe Boubakeur angerufen, um ihn zu überreden, seine Meinung zu ändern. «Ich habe Herrn Boubakeur gesagt, dass unsere Freundschaft, die alt und ehrlich ist, dieses Problem überwinden sollte, da einzig das Zusammenleben zählt», sagte Cukierman. Juden und Muslime sässen «im selben Boot» und er hoffe, dass der Kontakt rasch wiederhergestellt werde.

Er habe lediglich sagen wollen, dass sich «alle Terroristen, die in der jüngsten Vergangenheit Morde begangen haben, auf den Islam beriefen».

Frankreich steht noch immer unter dem Eindruck der islamistischen Anschläge Anfang Januar auf die Satire-Zeitschrift «Charlie Hebdo» und einen jüdischen Supermarkt in Paris. Dabei waren insgesamt 17 Menschen getötet worden, darunter vier Juden.

Die Anschläge verschärften noch die Angst der französischen Juden, die ohnehin seit langem über zunehmenden Antisemitismus klagen. Der Crif ist der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich, wo mit 500'000 Juden die grösste jüdische Gemeinde Europas lebt. (sda/gru)

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