Frances nimmt die Wahrheit mit in den Tod

Publiziert: 15.09.2005 um 08:18 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:54 Uhr
HUNTSVILLE (USA) – Der Verteidiger gilt als inkompetent, das Polizeilabor hat Beweise manipuliert, Frances Newton bestritt ihre Schuld bis zuletzt. Trotzdem ist sie hingerichtet worden.

Gestern Abend ist in Texas die 40-jährige Frances Elaine Newton mit der Giftspritze hingerichtet worden. Die frühere Buchhalterin wurde 1988 zum Tode verurteilt, weil sie 1987 ihren 23-jährigen Mann Adrian, ihren sieben Jahre alten Sohn Alton und ihre 21 Monate alte Tochter Farrah in ihrer Wohnung in Houston erschossen haben soll. Das Motiv: Sie wollte eine Versicherungsprämie im Wert von 100’000 Dollar kassieren.

Frances Elaine Newton hat stets ihre Unschuld beteuert. «Ich weiss, dass ich meine Familie nicht ermordet habe», sagte sie vor wenigen Tagen erneut in einem Interview. Die Staatsanwaltschaft stützte sich auf Indizienbeweise. Das Urteil wurde vom Obersten US-Gericht bestätigt.

An Newtons Kleidung waren seinerzeit nicht die geringsten Spuren von Blut nachgewiesen worden, obwohl ihr Mann und ihre Kinder aus allernächster Nähe erschossen wurden. Vor Gericht verteidigte sie ein Pflichtverteidiger, dem später keine Fälle mehr übertragen wurden, die zur Todesstrafe führen konnten, weil er als inkompetent galt.

Die Schwarze war zudem durch ballistische Gutachten überführt worden, die aus einem Polizeilabor im texanischen Houston stammten, das durch manipulierte Beweise und gefälschte Ergebnisse von sich reden gemacht hat.

Der Fall hatte seinerzeit nicht nur Gegner der Todesstrafe und eine Abgeordnete, sondern auch den amerikanischen Anwaltsverband sowie die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch auf den Plan gerufen.

Alle diese Bemühungen haben nichts genutzt. Gestern wurde Frances Elaine Newton exekutiert. Bei ihrer Hinrichtung verzichtete sie auf ein letztes Wort. Sie schaute kurz zu ihrer Familie, als ihr das Gift injiziert wurde. Nach acht Minuten wurde sie für tot erklärt.

Sie ist die elfte Frau, die in den Vereinigten Staaten seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 hingerichtet wurde.

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