Diese Whistleblowerin packte über Facebook aus
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Nutzer wittern Zusammenhang:Diese Whistleblowerin packte über Facebook aus

Nutzer wittern Zusammenhang mit Ausfall
Diese Whistleblowerin packte über Facebook aus

Die jüngste Serie von Enthüllungsberichten über Facebook geht zu grossen Teilen auf eine ehemalige Mitarbeiterin zurück, die zur Whistleblowerin geworden ist. Jetzt bringen Internet-Nutzer sie mit dem Facebook-Totalausfall in Verbindung.
Publiziert: 04.10.2021 um 09:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2021 um 07:47 Uhr
Frances Haugen (37) spricht in der Sendung «60 Minutes» des US-Senders CBS das erste Mal in der Öffentlichkeit.
Foto: keystone-sda.ch

Eine Ex-Mitarbeiterin hat Facebook in die schwerste Krise seit dem Skandal um Cambridge Analytica gestürzt. Die 37-jährige Frances Haugen lieferte Schlüsselinformationen für eine Artikel-Serie im «Wall Street Journal», nach der Facebook unter erheblichen politischen Druck in den USA geriet.

Die ehemalige Produktmanagerin gab sich am Sonntag unter anderem in der amerikanischen TV-Sendung «60 Minutes» zu erkennen. Am Dienstag soll sie sich Fragen im US-Kongress stellen.

Internet sieht Zusammenhang

Doch einen Tag vor ihren Aussagen im US-Kongress kommt es zu einem Facebook-Totalausfall. Internet-Nutzer bringen Frances Haugens Enthüllungen mit dem weltweiten Ausfall in Verbindung und posteten Tweets wie: «Verschwörungstheorie: Zuckerberg hat seine eigenen Server zerstört, um uns von den Enthüllungen über Frances Haugen abzulenken.»

Ein anderer meint: «Sie ist der Grund, warum Facebook und Instagram nicht mehr funktionieren und wir sollten ihr für ihren Mut danken.» Der Tenor, Facebook wolle so den Skandal unter den Tisch kehren.

Jedoch gibt es keine Beweise für die Twitter-Theorien. Seit dem Ausfall stürzen die Facebook-Aktien ab und Gründer Mark Zuckerberg verliert bereits am Tag der Störung rund sieben Milliarden Dollar.

Diese Enthüllungen machte Frances Haugen

Die 37-Jährige sagte dem «Wall Street Journal», sie sei frustriert gewesen, weil Facebook nicht ausreichend offen damit umgehe, dass das Online-Netzwerk Schaden anrichten könne. Zu ihrem Job bei Facebook, den sie im Mai nach rund zwei Jahren verliess, habe der Kampf gegen Manipulationsversuche bei Wahlen gehört.

Sie habe jedoch schnell das Gefühl gehabt, dass ihr Team zu wenig Ressourcen habe, um etwas auszurichten, sagte Haugen. Auch habe sie das Gefühl gehabt, dass Facebook weiter auf Wachstum gesetzt habe, obwohl dem Unternehmen negative Auswirkungen der Plattform auf die Nutzer bekannt gewesen seien.

Aus der Serie von Berichten im «Wall Street Journal» in den vergangenen Wochen schlug besonders der Artikel ein, in dem es um interne Untersuchungen zum Einfluss von Instagram auf junge Nutzer ging. Unter anderem hiess es in dem Bericht von Facebook-Forschern, bei zahlreichen Teenagern – vor allem Mädchen – verstärke Instagram die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Dies habe wiederum Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

«Instagram Kids» auf Eis gelegt

Facebook verwies nach dem Bericht darauf, dass sich Instagram für Teenager bei anderen Themen als hilfreich erwiesen habe. Dennoch legte das Online-Netzwerk danach Pläne für eine Instagram-Version für Zehn- bis Zwölfjährige auf Eis.

Aktuell dürfen offiziell Kinder im Alter ab 13 Jahren Instagram nutzen. Viele geben jedoch bei der Registrierung ein falsches Geburtsdatum an. Mit «Instagram Kids» wollte Facebook nach eigenen Angaben auch dieses Problem angehen. Doch nach einer Anhörung im US-Senat wurde klar, dass dies politisch nur schwer durchzusetzen sein wäre.

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«Instagram ist diese erste Zigarette der Kindheit»

Die für Nutzer-Sicherheit zuständige Managerin Antigone Davis drang bei den Senatoren mit ihren relativierenden Erklärungen nicht durch. So verglich der Demokrat Ed Markey die Vorgehensweise des Online-Netzwerks vor allem bei Instagram mit verantwortungslosem Handeln der Tabakindustrie.

«Instagram ist diese erste Zigarette der Kindheit», die Teenager früh abhängig machen solle und am Ende ihre Gesundheit gefährde, sagte Markey unter anderem. «Facebook agiert wie die grossen Tabakkonzerne: Sie verbreiten ein Produkt, von dem sie wissen, dass es der Gesundheit junger Menschen schadet.»

Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg und auch die fürs operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg äusserten sich bisher nicht zu der Kontroverse.

Ein Facebook-Sprecher erklärte am Sonntag nach den Äusserungen Haugens, das Online-Netzwerk versuche täglich, eine Balance zwischen dem Recht von Milliarden Menschen auf freie Meinungsäusserung und einer sicheren Umgebung für die Nutzer zu finden. Haugen beantragte bei US-Behörden offiziell Schutz als Whistleblowerin. (SDA/euc)

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