Am 22. Juli 2011 sterben auf der norwegischen Insel Utøya 69 Menschen im Kugelhagel. Die Opfer sind hauptsächlich Jugendliche – Teilnehmer eines Sommerlagers der sozialdemokratischen Jugendorganisation. Der Attentäter Anders Breivik (40) tötet dabei hemmungslos und ohne Gnade, richtet ein Massaker an.
«Ich musste mich an ein Leben ohne meinen besten Freund gewöhnen», sagt der 18-jährige Marius Hoft acht Jahre später. Er ist einer der Überlebenden des Attentats. Die norwegische Fotografin Andrea Gjestvang hat ihn und andere Überlebende porträtiert. Ihre Fotogalerie mit dem Namen «One Day in History» zeigt Bilder von Jugendlichen, die von Narben gezeichnet sind – äusserlich sowie innerlich.
«Übrig ist eine Leere»
Sie hatten Glück im Unglück, überlebten das Massaker von Anders Breivik. Dennoch bleiben die Narben von damals. Bei einigen sind es Schusswunden, bei allen aber die schmerzhafte Erinnerung an das schreckliche Blutbad. «Übrig ist eine Leere», sagt Marius Hoft, der auf Utøya seinen besten Freund verloren hat.
«Wir haben jeden Tag zusammen rumgehangen und jetzt ist er nicht mehr da.» Hoft versteckte sich während des Angriffs hinter einem Felsen, schützte sich so vor den Schüssen. Sein Freund Andreas wollte ihm folgen. Als er versuchte, die Felsen herunterzuklettern und das Versteck zu erreichen, stürzte er jedoch in den Tod.
Die letzte Kugel wurde von ihrem Weisheitszahn gestoppt
Auch Cecilie Herlovsen (17) hat ihre beste Freundin Andrine verloren – sie starb im Kugelhagel. Bei Herlovsen sieht man auf den ersten Blick aber vor allem die äusserlichen Verletzungen, ihr Arm musste amputiert werden. Denn beim Attentat wurde sie von drei Kugeln getroffen: am Arm, an der Schulter und am Kinn. Die letzte Kugel wurde von ihrem Weisheitszahn gestoppt, ansonsten wäre sie jetzt tot.
«Mein Leben hat sich sehr verändert», sagt sie zur Fotografin. Aber nicht nur im Negativen: «Im Grossen und Ganzen bin ich positiver eingestellt, sozialer und schätze das Leben», sagt Herlovsen. Sie und Hoft sind aber nicht die einzigen die eine Geschichte zu erzählen haben. Die Fotografin Gjestvang porträtierte insgesamt 43 Überlebende des Attentats. Für diese Arbeit gewann sie 2013 den Sony World Photography Award.
Gefahr für die Allgemeinheit
Der rechtsextreme Attentäter Breivik hatte am 22. Juli 2011 zuerst acht Menschen bei einem Bombenanschlag in Oslo getötet. Anschliessend mordete er auf Utøya weiter. Schliesslich stürmten Spezialkommandos die Insel und nahmen ihn fest.
Breivik wurde im August 2012 zur Höchststrafe von 21 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Haftstrafe kann um unbestimmte Zeit verlängert werden, solange Breivik weiterhin als Gefahr für die Allgemeinheit eingeschätzt wird.