Viereinhalb Jahre ist die Atomkatastrophe in Fukushima her. Und noch immer stellt sich die Frage: Wie hoch ist Gefahr, die von der Reaktorruine an der Ostküste Japans ausgeht? Ein Foto, das sich derzeit im Netz verbreitet, hat diese Diskussion nun zusätzlich angeheizt. Es zeigt mutierte Margeriten, die ein Twitter-Nutzer angeblich in der Stadt Nasushiobara, rund hundert Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk entfernt, fotografiert hat.
Die Strahlungswerte gelten in dieser Region aus Sicht der japanischen Behörden als unproblematisch. Dennoch tauchen aus der Umgebung von Fukushima immer wieder Fotos mutierter Pflanzen oder Tiere auf.
Ist etwa die radioaktive Strahlung schuld an den Mutationen? Ganz ausschliessen lässt sich dies laut dem deutschen Biologen Ingolf Kühn von der Martin-Luther-Universität in Halle nicht. Jedoch handle es sich dabei höchstwahrscheinlich um ein anderes Phänomen, das als Verbänderung oder Faszination bezeichnet wird. «So etwas kommt immer wieder vor, das sind normale Mutationen», sagt Kühhn zum «Spiegel».
Vergleichsweise häufig tritt die Verbänderung zum Beispiel beim Fingerhut oder beim Löwenzahn auf. In der freien Natur ist die Mutation nicht vererblich, nur bei einigen Arten von Zierpflanzen wird sie durch die Zucht erhalten. Die Verbänderung kann als spontane Mutation auftreten, als Laune der Natur. Schuld daran können aber auch bestimmte Pilze, Milben, Viren oder Bakterien sein – oder eben radioaktive Strahlung.
Für Kühn lassen sich im Fall der mutierten Margeriten jedoch keine belastbaren Schlussforderungen ziehen: «Wenn das nur Einzelfunde sind, sagt das gar nichts. Nur wenn sich nachweisen liesse, dass die Veränderungen an Pflanzen rund um Fukushima häufiger vorkämen als in anderen Teilen der Welt, könnte man daraus Schlüsse ziehen.» (gr)