Sauro M.* (60†) und Palma M.* (69†), die alle nur Marinella riefen, waren bekannt in der Region. Das Pärchen baute in einem Haus und einem angrenzenden Gewächshaus in Ronta di Cesena (I) Kräuter und Blumen an.
Als der Savio über die Ufer tritt und verheerende Zerstörung anrichtet, sind Sauro und Marinella gerade in ihrem Gewächshaus, ahnen nicht, wie gross Gefahr ist. Oria Strobino ist die Schwägerin von Marinella, wohnt nur wenige hundert Meter entfernt. Sie erzählt lokalen Medien, was passierte.
«Mein Mann hörte die Schreie»
«Als das Wasser immer höher stieg, wollte mein Mann draussen gerade zu den Hunden schauen, da hörte er Schreie.» Es ist Sauro, der auf einer Wiese vor dem Haus liegt, sein Körper schon halb im Wasser. Orias Mann eilt zu Sauro, versucht, ihm zu helfen und in Sicherheit zu bringen. Als er ihn erreicht, atmet dieser kaum mehr. Sauro M. sagt ihm noch, dass Marinella ausgerutscht sei, dass er sie noch versucht habe, sie zu retten, aber es sei ihm nicht mehr gelungen.
Ihre Tochter (33) hatte Sauro und Marinella angerufen, hatte sie gewarnt vor dem Fluss Savio, hatte ihnen gesagt, dass sie sich in Sicherheit bringen sollen. Doch gegen 22 Uhr waren diese noch im Gewächshaus zugange, wollten wohl Kräuter vor den Fluten retten. Als sie rauskamen, ist das Wasser da, die Strömung wird immer stärker.
Leiche 20 Kilometer weit entfernt gefunden
Die Tochter alarmierte unterdessen die Feuerwehr, als der Mann der Schwägerin Oria Strobino bei Sauro ist: «Mein Mann versuchte, ihn in Sicherheit zu bringen, aber es gelang ihm nicht.» Als die Feuerwehr eintrifft, ist Sauro M. tot. «Wahrscheinlich haben die körperliche Anstrengung und der Schock sein Herz zu sehr belastet.»
Die Leiche von Marinella M. wird am Donnerstagmorgen am Strand von Zadina gefunden. Die Wassermassen hatten sie 20 Kilometer weit fortgetragen. Eine ärztliche Untersuchung ergab gemäss lokalen Medien, dass sie nicht ertrank, sondern beim Sturz durch die starke Strömung ums Leben kam.
Das Gebiet an der Adriaküste wurde seit Dienstag von schweren Unwettern heimgesucht. Mindestens acht Menschen kamen dabei ums Leben. Es gibt zudem Berichte über Vermisste. Am stärksten betroffen sind die Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena, Rimini und Bologna - und dort insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forlì. Wegen der aussergewöhnlich heftigen Niederschläge traten 21 der insgesamt 23 Flüsse in der Region über die Ufer. 37 Gemeinden waren vom Hochwasser betroffen. Die Behörden registrierten zudem 250 Erdrutsche, 120 davon mit schweren Folgen. (neo)