Das geht aus einem zwölfminütigen Mitschnitt hervor, der den Funkverkehr zwischen mehreren Piloten und dem Tower des kolumbianischen Flughafens bei Medellín wiedergibt. Flugdatenschreiber und Stimmenrekorder der Unglücksmaschine werden derzeit ausgewertet.
«Wir brauchen Priorität bei der Landung»
«Treibstoff-Notfall», sagt der Pilot der verunglückten Maschine laut des Mitschnitts, der vom Sender «W Radio» veröffentlicht wurde. Da der Pilot zunächst aber keinen Notfall angibt, wird erst einem anderen Flugzeug die Landeerlaubnis gegeben. Dann meldet sich der Pilot des Charterfliegers der in Bolivien gemeldeten Gesellschaft LaMia wieder: «Wir brauchen Priorität bei der Landung, uns wird ein Treibstoffproblem angezeigt.»
Dann werden die Meldungen immer verzweifelter, das Flugzeug verliert zwölf Kilometer vor dem Flughafen an Höhe: «Vectores, Vectores, Señorita», ruft der Pilot der Frau im Tower zu. Da anscheinend die Elektronik nicht mehr funktioniert - eine überlebende Stewardess hatte auch von ausgefallenem Licht berichtet - bitte er dringend um eine Navigation Richtung Landepiste. Dann bricht der Kontakt ab, eine Stimme sagt: «Keine Antwort mehr».
Dem Jumbolino ging wohl das Kerosin aus. Dafür spricht auch, dass das Flugzeug am Boden zwar zerschellt, aber nicht explodiert ist.
Dreitägige Staatstrauer
In der Nähe der kolumbianischen Stadt Medellín war die gecharterte Maschine am Montagabend auf dem Weg zum Finalhinspiel um den Südamerika-Cup gegen Atlético Nacional bei schlechtem Wetter an einem Berg abgestürzt. Das Flugzeug hatte zuvor einen Notruf abgesetzt.
Präsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Verkehrsminister Jorge Eduardo Rojas sagte zu, alle Erkenntnisse über die Unglücksursachen zu veröffentlichen.
Die Chartermaschine vom Typ Avro RJ85 war im bolivianischen Santa Cruz gestartet und hatte nur in etwa die Reichweite bis nach Medellín, musste aber - angeblich wegen eines anderen Flugzeugs mit Problemen - vor der Landung noch in eine Warteschleifen gehen, wie Medien berichteten.
71 Menschen kamen ums Leben
Bei dem Absturz starben 71 Menschen, darunter 19 Fussballer und 20 Journalisten, die das Team begleiteten. Die Menschen in der südbrasilianischen Heimat des Clubs stehen unter Schock.
Bei einem Gedenkgottesdienst in der Stadt Chapecó hatten viele Menschen die grünen Trikots des Vereins an, die Kathedrale war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Trauerzug führte zum Stadion des Clubs. Auf dem Spielfeld und in den Tornetzen wurden Rosen abgelegt. Bis Freitag sollen die Leichen von Spielern und Betreuern überführt werden.
Der Club erfährt eine Welle der Hilfsbereitschaft, der brasilianische Fussballverband soll auf Antrag mehrerer Vereine eine Sonderregelung prüfen, wonach Chapecoense drei Jahre lang nicht in die zweite Liga absteigen kann.
Sechs Passagiere überlebten, darunter drei Spieler, sie sind in einem sehr kritischen Zustand. Dem Ersatztorhüter Jackson Follmann musste das rechte Bein amputiert werden. Mittelfeldspieler Neto hat schwere Brüche und ein schweres Schädeltrauma. Abwehrspieler Alan Ruschel erlitt Verletzungen an der Wirbelsäule und könnte durch den Unfall querschnittsgelähmt sein. (sda/gru)