Petra László ist untergetaucht. Nach den hinterhältigen und brutalen Tritten gegen Flüchtlinge hat die ungarische Kamerafrau ihr Mobiltelefon ausgeschaltet.
Keine Entschuldigung, keine Erklärung, keine Worte der Reue. Sie ist seit ihren Attacken am Dienstag in Röszke wie vom Erdboden verschluckt.
Die 40-jährige Mutter zweier Kinder löste weltweit eine riesige Welle der Empörung aus. Die Staatsanwaltschaft in Szeged hat gestern ein Verfahren gegen sie eingeleitet.
Petra László hat aber auch Fans: Rechtspopulisten feiern sie als ihre neue Heldin. «Diese Frau hat mehr für ganz Europa getan als die EU», lautet ein Eintrag auf einem fremdenfeindlichen Internetportal. Ein anderer schreibt: «Das sind Illegale, sie hat nur der Polizei geholfen. Man müsste sie auszeichnen, sie ist eine Heldin!»
Ein weiterer Absender will mit der nationalistischen Partei Jobbik, welcher der Fernsehsender N1TV nahesteht, nichts mehr zu tun haben. Ihm sind Partei und TV-Sender zu links, nachdem Petra László vom N1TV-Chefredaktor für ihr Vergehen fristlos entlassen wurde.
Die Kamerafrau war für das Internetfernsehen nur knapp vier Monate tätig. Zuvor arbeitete sie 20 Jahre lang für die ungarischen Sender Echo TV und MTV.
Einer der von László attackierten Flüchtlinge ist ein Mann, der schwer bepackt und mit seinem siebenjährigen Sohn im Arm über die Wiese rannte. Er fiel hin, als ihm die Kamerafrau ein Bein stellte.
Bei dem Flüchtling handelt es sich offenbar um einen bekannten ehemaligen Fussballspieler namens Osama Al-Abdelmohsen, wie syrische Aktivisten auf Facebook berichten. Al-Abdelmohsen war Spieler und Trainer des mehrfachen syrischen Meisters und Cupsiegers Al-Fotuwa SC.
Der ehemalige Fussballstar floh mit seinem Sohn aus Syrien, nachdem ihn der IS eingesperrt und gefoltert hatte. Via Türkei gelangte er nach Ungarn. Seine Freunde auf Facebook beten für ihn und seinen Sohn. Sie schreiben: «Osama entfloh dem Hass, um Hass zu finden.»
Als Fussballer ist er oft zu Boden geworfen worden. Ein solches Foul wie in Ungarn wird er aber wohl nie erlebt haben.