Dicht an dicht drängen sich die Menschen vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin. Schon in der Nacht versammeln sich Hunderte Flüchtlinge, um sich registrieren zu lassen, ihr Asylgeld abzuholen oder einen Schlafplatz für die nächsten Nächte zu bekommen. Denn wer es nicht schafft, seine Bescheinigung für eine der Notunterkünfte zu verlängern, ist die nächsten Tage obdachlos.
Kinder weinen im Gedränge, schnell gerät die Situation ausser Kontrolle. Zwar verteilt das Amt Termine und Wartenummern, doch die sind oft wertlos. Denn es werden deutlich mehr Termine verteilt, als bearbeitet werden können.
«Trotz erhöhter Einstellungen fehlt uns nach wie vor qualifiziertes Personal», sagt Lageso-Präsident Franz Allert in der ARD-Sendung «Kontraste». Seit Monaten herrschen vor seiner Behörde unzumutbare Zustände. Ausgerechnet die deutsche Hauptstadt ist mit der Flüchtlingskrise masslos überfordert.
Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Und in den nächsten Tagen steht Deutschland vor einem weiteren Problem: Die Kälte kommt – und nicht alle Bundesländer verfügen über genügend winterfeste Unterkünfte. Rund 42'000 Flüchtlinge sind landesweit in Zelten untergebracht. Das Problem zeigt sich schon bei Temperaturen von fünf bis sieben Grad: Wegen der Luftfeuchtigkeit frieren die Bewohner unter ihren klammen Decken, werden krank. Die immer leicht feuchten Zeltplanen riechen muffig, durch die Platten auf dem Boden dringt Schlamm.
Zwar hat Flüchtlingskoordinator Peter Altmaier (CDU) bereits angekündigt, dass die Flüchtlinge im Winter «aller Voraussicht nach» ein richtiges Dach über dem Kopf haben sollen. Doch die Folgen des rauen Wetters haben in Dresden bereits jetzt 240 Flüchtlinge zu spüren bekommen. Das Grosszelt, in dem sie untergebracht waren, ist zwar beheizt, aber nicht windfest. Wegen einer Sturmwarnung mussten die Menschen die unsichere Unterkunft verlassen.
In Bremen mussten sogar 1400 Flüchtlinge ihre Zelte räumen und zwei Nächte in den Räumen von Schulen ausharren. In der bayerischen Gemeinde Neuhaus am Inn warten zahlreiche Migranten in zwei grossen Bierzelten auf ihre Weiterfahrt oder winterfeste Quartiere.