Flüchtlinge von Calais
Warum riskieren sie ihr Leben für England?

Viele Flüchtlinge in Frankreich riskieren ihr Leben, um nach Grossbritannien zu gelangen. Weshalb ist die Insel für illegale Einwanderer derart attraktiv?
Publiziert: 31.07.2015 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:29 Uhr
Tausende Flüchtlinge wollen ins «gelobte Land»
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Eurotunnel:Tausende Flüchtlinge wollen ins «gelobte Land»

Seit Wochen versuchen immer wieder Hunderte Flüchtlinge nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Lastwagen oder Güterzügen nach Grossbritannien zu gelangen. Mit tödlichen Folgen: Seit Anfang Juni starben bereits elf Flüchtlinge auf der französischen Seite des Ärmelkanals bei Unfällen.

Doch weshalb wollen trotzdem so viele Emigranten nach Grossbritannien?

- Viele der Flüchtlinge, die über Calais nach Grossbritannien gelangen wollen, haben Verwandte auf der Insel. Sie wollen dahin, wo bereits andere Familienmitglieder leben.

- In Grossbritannien winkt den Flüchtlingen ein schnelleres Asylverfahren als in Frankreich. In Grossbritannien dauert das Prozedere sechs Monate, während sich die Asylbewerber in Frankreich 18 Monate gedulden müssen.

- Weil in Grossbritannien nur 16,3 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos sind, erhoffen sich die Jungen bessere Job-Chancen als in Frankreich, wo 25,4 Prozent dieser Altersgruppe keine Arbeit haben.

- Illegale können in Grossbritannien wegen lascher Identitätskontrollen besser untertauchen und trotzdem arbeiten, ein Bankkonto eröffnen oder Verträge abschliessen.

Briten wollen Härte zeigen

Jetzt wollen die Briten darauf reagieren. Premierminister David Cameron hat für heute Morgen das Nationale Sicherheitskabinett wegen des Flüchtlingsandrangs einberufen. Das teilte Camerons Büro per Twitter mit. Der Premier will eine striktere Einwanderungspolitik. Es solle sichergestellt werden, dass die Regierung unternehme, was sie kann, um der Situation in Calais zu begegnen.

Derweil hält der Ansturm an. Auch in der Nacht auf heute hat die Polizei bei Calais wieder etwa 200 Flüchtlinge eingekesselt und am Zutritt zum Eurotunnel gehindert.

Sieben Kilometer von Calais entfernt leben etwa 3000 Flüchtlinge auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie unter Horror-Bedingungen. Das Lager besteht aus behelfsmässig aufgebauten Zelten und Hütten. Für die Bewohner gibt es nur 30 Wasserstellen und 20 Toiletten. (noo/SDA)

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