Drei Monate nach der Flüchtlingstragödie an der österreichisch-ungarischen Grenze mit 71 Toten sind fast alle der in einen Kühllaster eingepferchten Opfer identifiziert. Auch eine sechsköpfige Familie aus Afghanistan - die Eltern, drei Kinder im Alter von ein bis elf Jahren und ein Cousin - sei erstickt, teilten die Behörden am Donnerstag in Eisenstadt mit.
Der Tod auf der nur 14 Quadratmeter grossen Ladefläche des luftdicht abgeschlossenen Kühl-Lastwagens kam demnach schleichend. Es seien keine Panik- oder Kampfspuren gefunden worden, sagte Staatsanwalt Johann Fuchs. «Die Menschen sind sterbend in sich zusammengesunken.»
Bisher seien 69 Leichen eindeutig identifiziert worden, sagte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil. Die Abklärung der Identität eines Mannes laufe noch, ein weiterer Mann sei unbekannter Herkunft. Unter den Toten sind 28 Menschen aus dem Irak, 21 aus Afghanistan, 15 aus Syrien und fünf aus dem Iran.
Die Flüchtlinge hatten nach dem Obduktionsbericht keine Überlebenschance in dem Wagen. Die Luft in dem Transporter habe für die meisten nur für eine halbe bis dreiviertel Stunde gereicht. Unter Umständen sei der letzte der Eingesperrten - insgesamt waren es 59 Männer, 8 Frauen und vier Kinder - nach drei Stunden gestorben.
Die Ermittler waren sehr schnell auf die Spur der Verdächtigen gekommen. Nach Polizeiangaben waren an dem Transporter Fingerabdrücke und Abdrücke von Handflächen sowie DNA-Spuren zumindest eines Tatverdächtigen gefunden worden.
Mit Unterstützung der Behörden in Bulgarien und Ungarn seien auch die weiteren vier Verdächtigen bald ausfindig gemacht worden. Die Schlepper hatten pro Flüchtling mehrere tausend Euro für den Weg nach Europa kassiert. Zum Ermittlungsstand in Ungarn - dort sitzen die Männer in Untersuchungshaft - wollten sich die österreichischen Behörden nicht äussern.
Die meisten Opfer wurden zur Bestattung in ihre Heimat gebracht. 15 Tote, meist aus Afghanistan, wurden auf dem islamischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs bestattet.
Am 27. August waren an der Autobahn bei Parndorf die Leichen der Menschen in einem Kühl-Transporter entdeckt worden. Der Prozess wird in Ungarn geführt, da die Flüchtlinge laut Ermittlungen auf ungarischem Staatsgebiet gestorben sind.