Rettungsschiff hat 58 Flüchtlinge an Bord
«Aquarius» will in Marseille anlegen

Die «Aquarius» ist wieder auf Rettungs-Kurs. Das Schiff hat 58 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet. Jetzt will es in Marseille anlegen.
Publiziert: 24.09.2018 um 20:40 Uhr
|
Aktualisiert: 08.10.2018 um 11:56 Uhr
Suche nach dem «sicheren Hafen»: Das Rettungsschiff «Aquarius» mit dutzenden Flüchtlingen an Bord, bat Frankreich am Montag um eine offizielle Anlegeerlaubnis im Hafen von Marseille.
Foto: KEYSTONE/EPA/DOMENIC AQUILINA

Das Rettungsschiff «Aquarius» ist wieder einmal mit dutzenden Flüchtlingen an Bord auf der Suche nach einem Hafen. Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée bat Frankreich am Montag um eine offizielle Anlegeerlaubnis im Hafen von Marseille. Das Schiff habe bereits Kurs auf die südfranzösische Mittelmeer-Stadt genommen, hiess es. Die französische Regierung forderte eine «europäische Lösung». Das Schiff, das sich noch nahe der libyschen Küste befand, solle den «nächstgelegenen sicheren Hafen» anlaufen.

Die «Aquarius» hatte 58 Migranten vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet und will diese nun an Land bringen. Der Hafen von Marseille sei «die einzige Option, die wir haben», erklärte die Organisation, die das Schiff gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betreibt. Ansonsten könne die «Aquarius» nicht zu weiteren Rettungseinsätzen auslaufen. Von seiner Position am Montagabend aus würde das Schiff etwa vier Tage bis Marseille benötigen.

630 Flüchtlinge vor libyschen Küste an Bord genommen

Die französische Regierung reagierte zurückhaltend auf das Anliegen der «Aquarius»-Besatzung. «Wie wir es in den vergangenen Monaten wiederholt getan haben, suchen wir eine europäische Lösung nach dem Prinzip des nächstgelegenen sicheren Hafens», erklärte die Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Seit Italiens Regierung im Sommer verkündet hatte, keine Rettungsschiffe mehr anlegen zu lassen, irrte die «Aquarius» bereits mehrmals auf der Suche nach einem Hafen über das Mittelmeer.

Besonders dramatisch war eine Odyssee des Schiffs im Juni, nachdem es vor der libyschen Küste 630 Flüchtlinge an Bord genommen hatte. Italien und Malta verweigerten der «Aquarius» das Anlegen, nach tagelangem Warten durfte sie schliesslich in den Hafen der spanischen Stadt Valencia einlaufen, die Flüchtlinge durften von Bord gehen. Im August duften 141 Migranten erst nach langem Warten in Malta an Land gehen, nachdem sich mehrere EU-Länder zu deren Aufnahme bereit erklärt hatten.

Zusätzliche Probleme hat die «Aquarius», nachdem Panama am Wochenende angekündigt hatte, dem Hilfsschiff die Flagge zu entziehen. Ihr Verlust würde das Schiff de facto lahmlegen. Panama reagiert damit auf eine Beschwerde Italiens. Die Behörden des Landes hatten die «Aquarius» aufgefordert, gerettete Flüchtlinge in die Ausgangshäfen in Nordafrika zurückzubringen statt sie nach Europa zu bringen. Die rechtspopulistische italienische Regierung lehnt die Aufnahme neuer Flüchtlinge grundsätzlich ab. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden