Von der ungarischen Seite aus dürften bei Nickelsdorf vorerst keine Autos in Richtung Österreich fahren, teilte der Autobahnbetreiber Asfinag mit. Ähnlich wie in den vergangenen Tagen überquerten zahlreiche Menschen zu Fuss entlang der Fahrbahn die ungarisch-österreichische Grenze.
Viele von ihnen wurden im Grenzgebiet mit dem nötigsten versorgt, bevor sie in Zügen und Bussen weiter Richtung Wien fuhren. Seit Montag seien in Nickelsdorf rund 16'000 Flüchtlinge gezählt worden, teilte das österreichische Innenministerium mit.
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hatten am Donnerstag den Zugverkehr auf der Strecke Wien-Budapest sowie für grenzüberschreitende Regionalzüge gestoppt. Der Unterbruch bleibe auch übers Wochenende bestehen. Dies sei wichtig, um den Betrieb an den Wiener Bahnhöfen zu stabilisieren, teilt das Unternehmen mit.
Für Freitag sind sechs reguläre Züge aus Ostösterreich nach Deutschland geplant. Sonderzüge werde es voraussichtlich nicht geben, erklärt das Unternehmen.
Auch Ungarn verstärkte seinen Massnahmen gegen den Flüchtlingsandrang an seiner Grenze zu Serbien. Es wurden 3800 Soldaten an die Grenze zu Serbien abkommandiert, die dort den Bau des 175 Kilometer langen Grenzzauns beschleunigen sollen. Das sagte der neue Verteidigungsminister Istvan Simicsko am Freitag im ungarischen Privatsender TV2.
Erste Aufgabe der Soldaten sei derzeit die Errichtung des Grenzzauns. Täglich müssten weitere zehn Kilometer fertig werden. «An der Grenze brauchen wir eine verstärkte Verteidigung, der Zaun reicht nicht», betonte der Minister.
Ob die Armee die Grenzschutzpolizei verstärken darf, soll das Parlament am 21. September entscheiden. Der Grenzzaun war bereits am 31. August offiziell für fertiggestellt erklärt worden, tatsächlich steht er aber nur in Teilen in seiner ursprünglich geplanten Form.
Auch weiter südlich hält der Ansturm von Flüchtlingen unvermindert an. Binnen drei Tagen wurden auf der griechischen Insel etwa 22'500 Flüchtlinge registriert. Die Zahl beziehe sich auf den Zeitraum von Montag- bis Donnerstagabend, teilte die örtliche Polizei der Nachrichtenagentur AFP mit.
Auf der normalerweise rund 85'000 Einwohner zählenden Insel kommen derzeit besonders viele Flüchtlinge von der nahen türkischen Küste an, die meisten von ihnen aus dem Bürgerkriegsland Syrien.
Seit der Eröffnung eines Registrierungszentrums am Montag entspannte sich die Lage allmählich. Zahlreiche Flüchtlinge konnten inzwischen auf Fähren zum griechischen Festland übersetzen. Weiterhin kommen aber aus der Türkei Schlauchboote mit jeweils dutzenden Flüchtlingen auf Lesbos an.
Zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms sollte die EU nach Ansicht der UNO grosse Erstaufnahme-Zentren an ihren Aussengrenzen errichten. Solche Einrichtungen sollten unverzüglich in Griechenland, Italien und Ungarn entstehen, regte das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) am Freitag in Genf an.