319 Menschen konnten demnach von dem völlig überladenen Fischerboot zwischen der libyschen Küste und der Insel Lampedusa gerettet werden. «Wir haben eine erschütternde Szene miterlebt», sagte Tozzi. «Zahlreiche Leichen trieben an der Oberfläche, zwischen menschlichen Exkrementen und Treibstoff.»
Ein Helikopter der Marine hatte das Boot gegen 07.00 Uhr morgens südlich von Lampedusa entdeckt. Gegen Mittag traf Tozzis Patrouilleboot «Cigala Fulgosi» ein. Einer Journalistin des Privatsenders RaiNews zufolge, die sich im Koordinierungszentrum der Marine in Rom aufhielt, fing das Flüchtlingsboot schon an unterzugehen, als die Retter eintrafen.
Nach Angaben von Überlebenden, die in den vergangenen Wochen die Überfahrt geschafft haben, pferchen die Schlepper stets diejenigen im Laderaum zusammen, die am wenigsten bezahlen - meistens Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara.
Für sie ist die Gefahr besonders hoch, an Sauerstoffmangel oder den Treibstoffabgasen zu ersticken oder zu ertrinken, wenn Wasser in das Schiff eindringt. Oft hindern andere Passagiere oder Schlepper die Menschen im Laderaum mit Gewalt daran, an Deck zu klettern.
«Diese Tragödie wird nicht die letzte sein, wenn die Staatengemeinschaft keine Lösung für die Krise in Libyen findet», erklärte Italiens Innenminister Angelino Alfano vor Reportern. Wegen des Chaos' in dem nordafrikanischen Land können Schlepperboote von dort nahezu ungestört Richtung Europa aufbrechen.
Vergangene Woche war ein Flüchtlingsboot mit mindestens 600 Menschen an Bord vor der libyschen Küste gesunken. Mehr als 360 Flüchtlinge wurden gerettet, mehr als 200 Menschen ertranken oder erstickten. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat in diesem Jahr schon 2300 weitere Todesopfer im Mittelmeer gezählt.