Andere verliessen ihre Heimat aus Angst vor Zwangsheirat, einer Rekrutierung als Soldat oder nach Angriffen auf Schulen und andere Bildungseinrichtungen, hält die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht fest.
Im Mai befragte die Menschenrechtsorganisation nach eigenen Angaben mehr als 100 Asylsuchende und Migranten, die vor kurzem auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos angekommen waren.
Alle hatten Griechenland im Laufe des vorherigen Monats von der Türkei aus mit Booten erreicht. Die meisten der 41 befragten Kinder stammten aus Syrien und Afghanistan. 24 von ihnen, überwiegend Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren, reisten ohne Familienangehörige.
«Das Mindeste, was Nachbarstaaten und die EU sicherstellen müssen, ist, dass die Kinder nach ihrer Ankunft nicht erneut misshandelt und ihrer Rechte beraubt werden», erklärte Jo Becker, HRW-Expertin für Kinderrechte. Herkunfts- und Empfangsländer müssten viel mehr tun, um diese Kinder zu schützen und ihnen zu helfen, fügte sie hinzu.
Im Jahr 2014 erreichten Behördenangaben mehr als 6100 minderjährige Asylsuchende und Migranten Griechenland, die Mehrzahl von ihnen auf dem Seeweg. Etwa 1100 davon wurden als «unbegleitet» oder «ohne Familienangehörige reisend» registriert. Die tatsächlichen Zahlen dürften nach Einschätzung von HRW aber noch höher liegen.
Die Menschenrechtler fordern, dass Griechenland angemessene Aufnahmebedingungen auf den Inseln schafft und dabei insbesondere die Bedürfnisse von Kindern berücksichtigen.
So soll die griechische Regierung genügend Heimplätze für unbegleitete Kinder zur Verfügung stellen, um die Haftzeit vor dem Umzug in ein Heim so weit wie möglich zu begrenzen. Die EU solle Griechenland finanziell dabei unterstützen, dieses Ziel zu erreichen.