Von Marokko nach Spanien
Frontex-Chef warnt vor neuer Hauptroute für Flüchtlinge

Frontex-Chef Fabrice Leggeri hat vor einer neuen Hauptroute für Migranten nach Europa gewarnt. Es brauche nun dringend internationale Unterkünfte in Afrika.
Publiziert: 07.07.2018 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:20 Uhr
Migranten erklimmen einen metallischen Zaun, der Marokko und die spanische Enklave Melilla trennt. (Archivbild)

Die Hauptroute für afrikanische Migranten nach Europa könnte sich nach Einschätzung von Fabrice Leggeri, Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, von Italien nach Spanien verschieben. «Wenn die Zahlen dort so steigen wie zuletzt, wird sich dieser Weg zum wichtigsten entwickeln», sagte Leggeri der deutschen Zeitung «Welt am Sonntag».

Im Juni habe Frontex rund 6000 irreguläre Grenzübertritte nach Spanien gezählt. Etwa die Hälfte dieser Menschen seien Marokkaner, die anderen stammen aus Westafrika.

Statt via Lybien neu über Marokko

Dass die Route über Libyen schwieriger zu benutzen sei, habe sich auch bei Migranten und Schleusern herumgesprochen, sagte Leggeri laut Vorabbericht. Im Transitland Niger werde den Menschen daher seit einigen Monaten angeboten, statt über Libyen via Marokko den Weg nach Europa zu suchen.

Auf der Route zwischen Marokko und Spanien schleusten kriminellen Netzwerke dort nicht nur Migranten, sondern versuchten, mit deren Hilfe im grossen Stile Drogen zu schmuggeln. Fast die Hälfe aller Rauschgiftfunde von Frontex an den EU-Aussengrenzen seien in Marokko und Spanien gemacht worden - rund 65 Tonnen.

Unterkünfte in Afrika sollen gebaut werden

Leggeri sprach sich dafür aus, die Pläne für internationale Unterkünfte in Afrika voranzutreiben, damit niemand mehr davon ausgehen könne, dass er nach seiner Rettung nach Europa gebracht werde. «Wenn es diesen Automatismus nicht mehr gibt, können wir das kriminelle Geschäftsmodell erfolgreich bekämpfen.»

Die Europäische Union hatte sich bei dem Gipfeltreffen vergangene Woche unter dem Eindruck der deutschen Regierungskrise auf eine Verschärfung ihrer Asylpolitik geeinigt. Künftig können demnach gerettete Bootsflüchtlinge in zentralen Sammellagern in der EU untergebracht werden. Ähnliche Lager in Nordafrika werden geprüft. Die Grenzschutzagentur Frontex soll schon bis 2020 verstärkt, die EU-Aussengrenzen sollen stärker abgeriegelt werden. (SDA)

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