Das Mittelmeer ist zu einem Grab für Tausende geworden. Zwar ist der Flüchtlingsandrang auf der Balkan-Route inzwischen grösser als auf der Route übers Mittelmeer. Doch auch im August fanden über 300 Menschen bei der Überfahrt mit Schlepperbooten den Tod. Seit Anfang Jahr sind es laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 2760.
Die meisten Bootsflüchtlinge starten in Libyen mit dem Ziel Italien. Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Ragusa hat nun ein undatiertes Video veröffentlicht, das von Flüchtlingen bei einer Überfahrt aufgenommen wurde.
Im vorliegenden Fall haben die Bootsinsassen die Reise heil überstanden. Auf dem Video nähert sich ein Schiff der italienischen Küstenwache. Die Flüchtlinge aus Syrien begrüssen es freudig.
«Ich mache jetzt ein Video von dir», sagt der Filmende zu einem Bootsinsassen und fordert ihn auf, etwas in die Kamera zu sagen. «Sag, wo du bist!» Der junge Mann lacht in die Kamera. «Wo bin ich? Ich weiss es nicht!»
Die italienische Polizei hat bereits zahlreiche Bootskapitäne und Schlepper verhaftet. Einige von ihnen werden wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Die Schlepper nützen die chaotischen Verhältnisse in Libyen aus, um lukrative Geschäfte zu machen. Für eine illegale Überfahrt mit einem Lotter-Kahn zahlen die verzweifelten Flüchtlinge Tausende von Dollars. (noo)