In sozialen Medien war in Deutschland während der vergangenen Corona-Wochen oft von einer Autoritätsgläubigkeit der Bevölkerung zu lesen. Menschen würden sich gehorsam den Behördenvorgaben unterwerfen. Von alldem ist in den letzten Tagen nicht mehr viel zu hören.
In deutschen Talkshows und sozialen Medien werden die Corona-Regeln immer schärfer hinterfragt. Dies, obschon die Ansteckungsrate beim Coronavirus in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts wieder über die kritische Marke 1 gestiegen ist. Um die Epidemie abflauen zu lassen, müsste die sogenannte Reproduktionszahl unter 1 liegen.
Das scheint immer weniger Menschen zu kümmern. Während am Samstag in der Schweiz Hunderte gegen den Lockdown demonstrierten, haben gleichentags allein in Stuttgart mehr als 10'000 Menschen gegen die Corona-Massnahmen protestiert, wie die «Bild» berichtet.
Demo für «selbstbestimmtes Leben»
«Wir demonstrieren für ein selbstbestimmtes Leben» - mit diesen Worten eröffnete IT-Unternehmer Michael Ballweg (45) die von ihm initiierte Mega-Demo. «Wir sind Menschen, die für ihre Grundrechte, Frieden und Freiheit demonstrieren. Menschen mit anderer Meinung wurden schnell diskreditiert, so wie es jetzt mit uns versucht wird.»
In München versammelten sich etwa 3000 Menschen aus Protest gegen die Lockdown-Auflagen. Die Einhaltung des Mindestabstands zwischen den Demonstranten sei laut Polizei nicht möglich gewesen. «Eine Lösung der Situation mit kommunikativen Mitteln blieb trotz eines grossen Aufwandes von Seiten der eingesetzten Polizisten ohne Erfolg», so die Münchner Polizei auf Twitter. Auf eine Räumung der Versammlung wurde daher verzichtet.
FDP-Chef Kemmerich marschiert mit AfD
Proteste gab es auch in Berlin, Frankfurt, Bremen, Dortmund, Köln und Orten in Sachsen. Im Thüringer Seda kam es selbst zu einem Aufmarsch, an dem laut einem Bericht des «Redaktionsnetzwerks Deutschland» auch AfD-Politiker teilnahmen. Weder Mundschutz noch Sicherheitsabstand schienen den Mitlaufenden prioritär.
Unter den Marschierenden war auch Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich (55), der im Februar ein vielbeachtetes Gastspiel als Ministerpräsident des Freistaats hatte.
FDP und AfD würden gemeinsam demonstrieren und die Corona-Krise leichtfertig für beendet betrachten, kommentierte SPD-Politiker Karl Lauterbach (57) auf Twitter. Das zeige, so Lauterbach, «dass es wohl tatsächlich besser war, dass die FDP im Bund nicht regieren wollte».
Kemmerich bestätigte später auf Twitter: «Heute habe ich an einer Veranstaltung in Gera teilgenommen. Für Verhältnismässigkeit und einen Corona-Exit mit Mass und Mitte.» Auch der FDP-Landesverband Thüringen stellte sich ausdrücklich hinter den Protestmarsch seines Parteichefs.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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