Schweizer pöbeln Russe bei Fussball-Match an
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«Verpiss dich!»:Schweizer pöbeln Russe bei Fussball-Match an

FC Basel entschuldigt sich
Fussball-Fans verprügeln Russen im St.-Jakob-Park

Ein Russe, der in Freiburg (D) studiert, wollte sich den FC-Basel-Match gegen Servette FC ansehen. Doch als er das Spiel filmte und auf Russisch kommentierte, wurde er von Fans angegriffen.
Publiziert: 21.02.2023 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2023 um 15:56 Uhr
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Beim Spiel FC-Basel gegen Servette FC kam es zu einem Zwischenfall.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Jenny WagnerRedaktorin News

Eigentlich sollte es ein unterhaltsamer Abend unter Fussballfans werden. Am Sonntag spielte der FC Basel gegen Servette FC. Doch einige Schweizer regten sich mächtig über einen jungen Mann auf, der das Spiel filmte – und auch auf Russisch kommentierte. Artyom Ovsyannikov ist Sohn des Pressesprechers beim russischen Fussballklub Arsenal Tula und ein riesiger Fussballfan. Seit 2019 studiert er in Freiburg (D) und kommt als Zuschauer für Fussballspiele auch in die Schweiz. So auch an diesem Sonntag.

Der Russe filmte das Spiel von der Tribüne aus und kommentierte es in seiner Muttersprache. Damit zog er Aufmerksamkeit auf sich. Auf einem Video, das Ovsyannikov selbst veröffentlichte, hört man einen Schweizer sagen: «Ihr habt hier nichts zu suchen!»

Der Student berichtet, dass er daraufhin angegriffen wurde. «Er hat mich mit voller Kraft getreten!», sagt er in dem Video auf Russisch. «Und dann forderte er mich auf, das Video zu löschen», so Ovsyannikov. Völlig ungläubig blickt er um sich. «Ich bin schockiert – so etwas würde man in der Schweiz nicht erwarten», sagte er. Die Verkäuferin am Wurststand habe nur mit den Schultern gezuckt, ihm aber nicht geholfen.

Ultra-Fans rasten aus, wenn gefilmt wird

Bevor der Ovsyannikov weiterreden kann, kommt der nächste Fan und versucht, ihm das Handy aus der Hand zu schlagen. «Geh raus!», hört man den Fussballfan auf Schweizerdeutsch reden. Gegenüber der russischen Nachrichtenseite «Sport-Express» sagt der Russe, er wurde an der Jacke nach draussen geschleift und in eine Ecke geschubst. Er schrie um Hilfe, bis schliesslich die Sicherheitskräfte einschritten.

Der FC Basel distanziert sich von den Angriffen und entschuldigte sich bei dem Russen. «Es tut uns leid, was du in unserem Spiel gegen Servette ertragen musstest und wir hoffen, dass bei dir alles in Ordnung ist», heisst es in der Nachricht. Allerdings handle es sich um keine russophobe Attacke, stellt der Verein gegenüber Blick klar. Im Fan-Sektor herrsche beim Filmen eine Null-Toleranz, «egal, woher die Person kommt, und welche Sprache sie spricht», so ein Sprecher des FC-Basel. Verboten ist das Filmen nicht, Ultra-Fans rasten aber generell aus, wenn gefilmt wird. «Das rechtfertigt natürlich keine Gewalt», stellt der FC-Basel klar.

FC Basel lädt Russen zum Match ein

Dass es ein ungeschriebenes Gesetz gibt, wusste der Russe nicht. Ovsyannikov sagt: «Ich habe schon oft Spiele angesehen, so etwas ist mir nie passiert.» Der Verein räumt ein, dass es nicht optimal gelaufen sei. «Gerne laden wir Sie und Ihre Begleitung zu einem weiteren Spiel Ihrer Wahl auf unsere Haupttribüne ein», endet der Brief.

Ovsyannikov meldete den Vorfall bei der Polizei, die jetzt nach den Tätern fahndet. Die Polizei bestätigt Blick, dass ihr der Fall bekannt ist. Auch der Geschäftsführer des Clubs sagte zu dem Russen, dass den Tätern ein Hausverbot drohe. Doch auf den sozialen Netzwerken haben Fussballfans wenig Verständnis für den Russen. Ovsyannikov versteht das Verhalten der Fans nicht. Der Russe akzeptiere aber die Entschuldigung des Schweizer Vereins.

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