Spektakulär war der Auftritt des grossen Mannes. Ja, die Bundespolizei FBI ermittle, ob russische Agenten sich in die US-Wahlen eingemischt hätten. Nein, es gebe keine Hinweise für eine telefonische Überwachung von Donald Trump (70).
Beides sagte gestern der zwei Meter lange FBI-Direktor James Comey (56) klipp und klar – nicht ins Mikrofon eines Reporters, sondern unter Eid vor dem Geheimdienstausschuss des US-Kongresses. Wer hier lügt, muss ins Gefängnis.
Der Lüge bezichtigt Comey den Präsidenten. «Wir haben keine Informationen, die diese Tweets stützen», erklärte der FBI-Direktor zu den Tweets, in denen Trump mehrmals behauptet hatte, US-Spione hätten ihn während des Wahlkampfs belauscht – auf Ordnung von Präsident Barack Obama (55). «Wie tief ist Präsident Obama gesunken, meine Telefone während des heiligen Wahlprozesses anzuzapfen», twitterte Trump am 4. März. «Das ist Nixon/Watergate. Böser (oder kranker) Typ!»
Diese Präsidenten logen schon
Schon andere US-Präsidenten sagten nicht die Wahrheit. Etwa George W. Bush (70) über Massenvernichtungswaffen in Irak. Oder Barack Obama bei der Einführung der Krankenkasse. Trump aber lügt seit Jahren: über die Geburtsurkunde Obamas, die Kriminalität in den USA, das Wahlresultat, die Besucherzahl bei seiner Amtseinführung.
Die lange Nase erinnert an Pinocchio. Aber jetzt untersucht das FBI, ob Trump eine Marionette der Russen ist.
Fraglich, ob die US-Bundespolizei dies völlig unbefangen untersuchen kann. Obwohl Direktor Comey betont, «offen und unabhängig» zu sein. Das FBI untersteht dem Justizministerium, und dieses wiederum Trump. Stoppen könnte der Präsident die Ermittlungen kaum, aber er oder seine Berater könnten sie beeinflussen.
Trump versuchte dies bereits mit einer Serie sonderbarer Tweets. Bald würden Fake-News bekannt, schrieb er noch vor Comeys Auftritt vor dem Kongressausschuss. Und versuchte so die Glaubwürdigkeit des FBI-Chefs zu untergraben.
Trumps Kabinett für Monate blockiert?
Umso lauter sind jetzt die Rufe nach einem unabhängigen Sonderermittler. Wie damals bei US-Präsident Bill Clinton (70), als Ken Starr (70) den Lewinsky-Skandal untersuchte. Starrs Bericht führte 1999 zu einem Amtsenthebungsverfahren. Clinton überstand es knapp.
Einsetzen müsste den Sonderermittler das Justizdepartement. Befangen tritt Justizminister Jeff Sessions (70) in den Ausstand, er hatte Kontakt mit Russlands US-Botschafter. Gefordert ist nun Vizejustizminister Rod Rosenstein (52). Setzt er jemanden auf die Russen-Connection an, ist Trumps Kabinett über Monate blockiert.
Allerdings: Auch Rosenstein wurde von Trump eingesetzt.