Fatshaming in Londoner U-Bahn
Hass-Aktion bringt dicke Frauen zum Weinen

Für mollige Frauen ist die Benutzung der Tube momentan kein Zuckerschlecken.
Publiziert: 03.12.2015 um 17:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:53 Uhr
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«Es sind nicht deine Drüsen, es ist deine Fressucht»: Diese Fatshaming-Karte wurde in der Londonder Tube verteilt.
Foto: Shutterstock/Twitter

In der Londoner U-Bahn verteilten Männer hasserfüllte Botschaften an übergewichtige Frauen. Sie wollten damit «fatshamen» — dicke Menschen beleidigen.

Sean Thomas Knox war Zeuge eines solchen Vorfalls und sah, wie eine Frau anfing zu weinen, nachdem sie eine Karte von einem Fremden zugesteckt bekam.

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In einem anderen Tweet beschreibt er den Übermittler. Es handle sich um einen «Hipster», der Mann war modisch gekleidet und trug einen Bart.

In kurzer Zeit tauchten unzählige Bilder der boshaften Botschaft auf Social Media auf. Auf der einen Seite der ausgeteilten Karten steht in grossen Buchstaben «Fat», zu deutsch: fett.

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Dies ist gegen die Zeilen auf der Rückseite noch vergleichsweise milde. Bereits das Wortspiel in der Einleitung sprüht vor Hass: «Es ist keine Drüsenerkrankung, sondern Fressgier.»

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Der Haupttext gibt sich in keiner Weise versöhnlicher: «Unsere Organisation hasst und ärgert sich über dicke Menschen. Wir beanstanden, dass ihr riesige Nahrungsmengen konsumiert, während die Hälfte der Welt hungert. Wir missbilligen, dass ihr für eure eigennützige Gier Geld aus unserem Gesundheitssystem verschwendet. Wir können nicht verstehen, dass ihr nicht erkennt, dass es euch besser gehen würde, wenn ihr weniger essen würdet.»

Zu Schluss wehrt sich der Schreiber noch gegen den Vergleich von Übergewichtigen mit Schweinen, das Tier wird in Schutz genommen, um gleichzeitig dem Empfänger der Botschaft nochmals einen Schlag zu verpassen: «Wir sind auch dagegen, dass das Schwein, eine wunderbare Kreatur, als Schimpfwort für euch missbraucht wird. Du bist kein Schwein. Du bist ein fetter, hässlicher Mensch.»

Die Hass-Aktion wurde durch die Gruppe «Overweight Haters Ltd» durchgeführt. Die Bezeichnung steht in grossen, stolzen Buchstaben vor dem Text, dabei ist der Name Programm, auf deutsch übersetzt nennen sie sich die «Übergewichts-Hasser AG».

Auf Twitter lassen Betroffene und Zeugen ihrem Ärger Luft. Kara Florish, eine Betroffene, beschreibt ihre Wut auf Twitter:

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«Mir wurde so eine Karte in der U-Bahn gegeben. Diese Aktion ist hasserfüllt, feig und potenziell gefährlich für Leute mit instabilem Selbstbewusstsein.»

Eine englische Firma für Übergrössen-Mode reagierte schnell. Nachdem sie bemerkt hatte, dass die Hass-Gruppe den Domainnamen «Overweighthaters.com» nicht registriert hatte, riss sie sich die Webseite sogleich selbst unter den Nagel. Von dort starten die Firma und andere Empörte eine Gegenaktion mit eigenen Karten, die bedruckt sind mit: «Du siehst grossartig aus!» 

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Obwohl der Text generell verfasst ist, scheint Übergewicht dabei nur bei Frauen stossend zu sein. Denn nur Frauen bekamen die Karten zugesteckt.

Auf Social Media schwirren Spekulationen, es könnte sich um einen PR-Gag handeln. Andere vermuten hinter der Gruppierung die Webseite «Slimgur», die sich gegen die Akzeptanz von Übergewichtigen richtet. Der Shitstorm führte dazu, dass die englische Polizei nun gegen Overweight Haters Ltd ermittelt. (sep)

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