Faktoren Nähe und Luftfeuchtigkeit
Hier herrscht das grösste Coronavirus-Ansteckungsrisiko

Britische Forscher bleiben dabei: Maske und Distanz schützen am besten. Das Coronavirus verliert schon nach ein paar Sekunden nach dem Ausatmen rund die Hälfte seiner Ansteckungsfähigkeit. Relativ trockene Büroluft stellt demnach eine geringere Gefahr dar.
Publiziert: 16.01.2022 um 01:31 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2022 um 09:13 Uhr
Eine Frau sitzt alleine in einem Büro an ihrem Schreibtisch und trägt eine Schutzmaske. Laut britischen Wissenschaftlern ist sie damit relativ gut vor einer Covid-Infektion geschützt.
Foto: imago images/photothek

Britische Forscher wollen ein für allemal geklärt haben, was die höchste Covid-Infektionsgefahr darstellt: unmittelbare Nähe zu einer infizierten Person. Demnach verliert das Coronavirus schon in den ersten paar Sekunden nach dem Ausatmen rund die Hälfte seiner Infektionsfähigkeit. Nach 20 Minuten stellen rund 90 Prozent der in der Luft schwebenden Coronaviren keine Infektionsgefahr mehr dar.

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Diese neuen Studienergebnisse bekräftigen, dass sich Covid-19 am ehesten über kurze Distanzen überträgt, und dass Abstandhalten und das Tragen einer Maske wahrscheinlich die wirksamsten Mittel sind, um eine Infektion zu verhindern.

Das Durchlüften von Räumen verhindere die Infektionsgefahr nur mässig, sagt Studienleiter Professor Jonathan Reid, Direktor am Aerosol Research Center der Universität Bristol. «Die Menschen haben sich auf schlecht belüftete Räume konzentriert und auf die Übertragung durch die Luft über mehrere Meter oder quer durch einen Raum», sagt Reid gemäss der britischen Zeitung «The Guardian». «Ich behaupte nicht, dass das nicht passiert, aber ich denke, das grösste Risiko besteht immer noch, wenn man sich nahe von jemandem aufhält. Wenn man sich weiter entfernt, werden Schwebestoffe nicht nur verdünnt, sondern es gibt auch weniger infektiöse Viren, weil das Virus seine Ansteckungsfähigkeit verliert.»

Faktor Luftfeuchtigkeit

Die Forscher können offenbar nachweisen, dass Viruspartikel beim Verlassen der relativ feuchten und kohlendioxidreichen Bedingungen der Lunge schnell Wasser verlieren und austrocknen. Dies, während der Übergang zu niedrigeren Kohlendioxidwerten mit einem schnellen Anstieg des pH-Werts einhergeht. Beide Faktoren beeinträchtigen angeblich die Fähigkeit des Virus, menschliche Zellen zu infizieren.

Die Geschwindigkeit, mit der die Partikel austrocknen, hängt demnach von der Luftfeuchtigkeit ab. In der relativ trockenen Luft, die in vielen Büros herrscht, verliert das Virus innerhalb von fünf Sekunden etwa die Hälfte seiner Infektiosität. In den nächsten fünf Minuten schwindet die Ansteckungsgefahr um weitere knapp 20 Prozent.

Weit gefährlicher scheint hohe Luftfeuchtigkeit von rund 90 Prozent, wie sie in einem Dampfbad oder in einer Dusche herrscht. Nach rund fünf Minuten sind noch immer mehr als 50 Prozent der Viruspartikel infektiös. Nach 20 Minuten sinkt der Wert auf rund 10 Prozent. Danach gibt es keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Bedingungen.

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Wirksamste Schutzmassnahmen

Die Temperatur der Luft hat offenbar keinen Einfluss auf die virale Ansteckungsfähigkeit. Dies widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass bei hohen Temperaturen eine geringere Ansteckungsgefahr herrscht.

Die Forschungsergebnisse «machen deutlich», so Reid, «wie wichtig das Tragen einer Maske in Situationen ist, in denen man sich nicht körperlich distanzieren kann». Masken und soziale Distanzierung seien die wirksamsten Schutzmassnahmen. Eine bessere Belüftung helfe vor allem, wenn man sich in der Nähe der Virusquelle befinde. (kes)

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