Jan Böhmermann macht einmal mehr gross von sich Reden. Nach vierwöchiger Pause bei der Fernsehsendung «Neo Magazin Royale» kam der Satiriker gestern Abend zurück auf die TV-Bühne. Ohne Erdogan, aber mit einem anderen Coup. Sie hatten in die Sendung «Schwiegertochter gesucht» auf «RTL» einen Fake-Kandidaten eingeschleust.
«Neo Magazin Royale» heuerte zwei Schauspielern, den 21-jährigen Robin und seinen 38-jährigen Vater René für den Fake an. Sie richteten eine «Asi-Wohnung» in Duisburg ein und bewarben sich bei dem TV-Format. Das hat geklappt.
Mit versteckter Kamera zeichnete das Team das Bewerbungsgespräch des Fake-Bewerbers auf - nach Varoufake Verafake. Dabei kamen erschreckende Tatsachen zu Tage. So erhalten die Kandidaten lediglich 150 Euro Aufwandsentschädigung für 30 Drehtage. Robins Fake-Vater gab sich offensichtlich als Alkoholiker aus. Acht Bier täglich würde er trinken – das interessierte die RTL-Redakteurin nicht und kreuzte bei der Frage nach Alkohol «Nein» an.
In der Sendung rechnete Böhmermann dann auch gnadenlos mit «RTL» ab: «Liebes RTL, falls ihr das nach zehn Jahren immer noch nicht verstanden habt. Die Kandidaten bei ‹Schwiegertochter gesucht› wissen nicht, worauf sie sich da einlassen und verstehen auch nicht, was «RTL» aus ihnen machen möchte – nämlich Witzfiguren, auf deren Kosten man sich schön abends als ironischer Asi-Zuschauer amüsieren kann, um sein eigenes mickriges Selbstwertgefühl aufzupolieren.»
Die Reaktionen auf Böhmermanns Undercover-Aktion waren auf Twitter dementsprechend gross.
Zum Schluss doppelt Böhmermann nach: «Wer weiss wo wir noch überall andere Fake-Kandidaten eingeschleust haben.» Man darf gespannt sein.
«RTL» hat sich erst auf Twitter dazu geäussert. Man wolle zuerst mit dem Produzenten der Sendung sprechen. Mittlerweile hat der Privatsender Stellung bezogen: «RTL» zieht nach Jan Böhmermanns «Verafake» Konsequenzen. «Bei der Produktion einer Folge von ‹Schwiegertochter gesucht› sind Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht gemacht worden», sagte Unterhaltungschef Tom Sänger in einer Mitteilung. (nbb)