Fahne auf Botschaft sorgte für Wirbel – Angriffe von russischen Kampfpiloten befürchtet
Darum musste die Schweiz in Kiew ihre Flagge einholen

Um die Botschaft zu schützen, montierte Berns Missionschef in Kiew eine Schweizer Flagge auf dem Gebäude. Diese aber drohte russische Kampfflieger anzulocken, denn die Fahne wird oft mit dem Rotkreuz-Emblem verwechselt. Russen beschiessen gezielt Spitäler.
Publiziert: 31.05.2022 um 05:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2022 um 09:15 Uhr
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Sorgt auch in Friedenszeiten oftmals für Verwirrung: das Rotkreuz-Emblem (links) und die Schweizer Nationalflagge
Foto: Twitter

Seit rund einer Woche ist die Schweizer Botschaft in Kiew wieder besetzt. Botschafter Claude Wild (58) und ein kleines Team sind zurück in der ukrainischen Hauptstadt.

Während ihrer Abwesenheit hatte offenbar eine Schweizer Flagge auf dem Botschaftsgebäude für Unruhe gesorgt. Wild platzierte diese noch auf dem Dach, kurz bevor er in nach Moldau ausreiste, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Dadurch, so dachte Wild, sollte das Gebäude aus der Luft bei allfälligen russischen Fliegerangriffen klar erkennbar sein. Offenbar war genau das Gegenteil der Fall.

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Rotes oder Schweizer Kreuz?

Spitäler sind in diesem Krieg nicht sicher. In Mariupol wurden Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen bombardiert. Russen greifen diese offenbar gezielt an. Und das Rotkreuz-Emblem wird regelmässig mit der Schweizer Flagge verwechselt.

Darauf wies ein bekannter ukrainischer Blogger und Journalist hin. Am 6. April zeigte Ilya Nowikow auf Twitter ein Foto der grossen Schweizer Flagge auf dem Dach der Botschaft. Dazu schrieb er seinen 50'000 Followern: «Dumme Idee, Schweizer Botschaft in Kiew. Sie platzieren Ihre Flagge auf Ihrem Dach, um Ihr Eigentum zu markieren. Der russische Pilot wird es wahrscheinlich für ein weiteres Spital halten.»

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Zwei Tage darauf postet Nowikow ein neues Foto der Botschaft. Die Flagge war eingerollt. «Richtige Entscheidung», schrieb der Blogger. «Niemand hat die Illusion, dass die Russen die Immunität des Roten Kreuzes oder der Diplomaten respektieren.»

Fahne bleibt abmontiert

Demnach war es der Botschafter persönlich, der von Moldau aus die Order gegeben hatte, die Flagge auf dem Dach einzuziehen. Er habe die Debatte auf Twitter gesehen und kein Risiko eingehen wollen. Es schien, wird der Botschafter zitiert, dass Russland die internationalen Konventionen nicht respektierte und Spitäler als Ziele nehme.

Inzwischen scheint die Lage in Kiew vergleichsweise stabil. Restaurants sind wieder geöffnet, schliessen aber bereits um 20 Uhr wegen der ab 23 Uhr geltenden Ausgangssperre. Dann und wann ertönt Luftalarm. Die Flagge auf der Schweizer Botschaft bleibt abmontiert. (kes)

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