Fäkalien im Bodensee
«Die gemessenen Bakterienwerte sind viel zu hoch!»

Fäkalien aus einem Spital in Friedrichshafen (D) flossen in den Bodensee und sorgen für über 170 Krankheitsfälle. Grund dafür war ein Rückhaltebecken, das überlief. Nun kam ans Licht: Das Becken sollte schon vor drei Jahren modernisiert werden.
Publiziert: 30.07.2019 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2019 um 20:04 Uhr
Durch den Buchenbach in Friedrichshafen (D) floss letzte Woche eine stinkende Brühe in den Bodensee. Es handelte sich dabei im Fäkalien.
Foto: Landratsamt Bodenseekreis

Die verschmutzten Badeorte im Bodensee bleiben noch mindestens bis am Freitag gesperrt. Letzte Woche floss mehrere Tage lang eine braune stinkende Brühe in den See, dabei handelte es sich um Fäkalien eines Spitals (BLICK berichtete). Grund dafür war ein Rückhaltebecken (RÜB 4), das überlaufen war. 

Seither wurden dem Gesundheitsamt mindestens 179 Krankheitsfälle gemeldet, wie der «Südkurier» schreibt. Die Badegäste litten an Erbrechen und Durchfall. Eine Person hatte sich sogar mit dem Norovirus infiziert. 

Messergebnisse liegen über dem Grenzwert

Inzwischen seien die ersten Ergebnisse der Wasserproben bekannt, sagt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes. Die Proben wurden am letzten Donnerstag entnommen. Der Grenzwert für E.coli-Bakterien liegt bei 1800. An einem der betroffenen Orte liege der gemessene Wert von 11'600 aber weit über dem Grenzwert. «Wenn diese Werte hoch sind, kann man davon ausgehen, dass auch andere Keime da sind», sagt Schwarz. 

Das Landesamt wartet nun auf weitere Ergebnisse der chemischen Untersuchung. «Wir werden die Badestellen erst wieder freigeben, wenn neue Wasserproben unbedenklich sind.»

Becken sollte 2016 umgebaut werden

Ausserdem kam ans Licht: Das betroffene Becken war bereits vor vier Jahren Thema im Gemeinderat. Schon damals forderte das Landratsamt einen Umbau des Beckens. Es sollte mit moderner Mess- und Steuertechnik ausgerüstet werden. Für diesen Umbau bewilligten die Stadträte umgerechnet über 600'000 Schweizer Franken. 

«Mit den Messdaten können Betriebsstörungen wie eine Verstopfung frühzeitig erkannt und behoben werden. Die Massnahme dient der Reinhaltung des Bodensees und der Verbesserung der Badewasserqualität», steht in einer Sitzungsvorlage aus dem Jahr 2015. Diese Umrüstung sollte offenbar bereits Ende 2016 fertiggestellt sein. Aber: Jahrelang passierte nichts.

Die Pressesprecherin der Stadt, Andrea Kreuzer, sagt: «Als der Gemeinderat im Dezember 2015 entschied, waren drei Regenüberlaufbecken noch nicht mit der Messtechnik ausgestattet. Aufgrund des schlechten Ausschreibungsergebnisses für das RÜB 4 wurde die Baureihenfolge verändert.» Also seien zuerst zwei andere Becken umgebaut worden. Eine Planung zum Umbau vom RÜB 4 liege bereits vor, sei aber erst für das Jahr 2020 vorgesehen. 

Staatsanwaltschaft sucht die Verantwortlichen

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Ravensburg die Ermittlungen wegen Gewässerverunreinigung und fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Nun werde geklärt, wer für die vielen Krankheitsfälle verantwortlich ist. Geprüft würden die Abläufe und ob alle technischen Standards eingehalten wurden. Bei einer Pflichtverletzung gehe man von Fahrlässigkeit aus, wenn ein Schaden nicht vorhersehbar oder vermeidbar war. (frk) 

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