Ein heftiges Sturmtief sorgt am Weihnachtswochenende in weiten Teilen der USA für Chaos. Extreme Kälte, heftige Schneefälle und Eiswind führten zu Stromausfällen in mehr als 1,2 Millionen US-Haushalten, wie die Webseite PowerOutage am Freitagabend (Ortszeit) zeigte.
Der Wintersturm hat bisher schon 17 Todesopfer gefordert, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtet. Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle.
Gesperrte Strassen
Eis und Schnee brachten die Pläne vieler Reisenden durcheinander: Mehr als 5000 Flüge wurden nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware am Freitag gestrichen, fast 9000 waren verspätet. Vor allem Passagiere im Norden, rund um die grossen Seen, mussten Reisen absagen.
Die Flughäfen in Chicago und Detroit gehören zu den wichtigsten Drehkreuzen des Landes. Auf einem Video, das der TV-Sender Weather Channel auf seiner Webseite veröffentlichte, war zu sehen, wie eine ganze Armada von Schneepflügen versuchte, das Rollfeld des Chicago O'Hare International Airport zu räumen.
Unzählige Strassen waren am Vorabend von Weihnachten wegen massiven Schneefalls oder gefährlicher Glätte gesperrt.
«Bleiben Sie drinnen»
Der US-Wetterdienst NWS sprach von einem «historischen» Ereignis. Die Temperaturen seien inzwischen auf bis zu minus 48 Grad Celsius gestürzt. Auch die Grösse der arktischen Kaltfront sei aussergewöhnlich. Sie zog sich von der Grenze zu Kanada im Norden bis zur Grenze nach Mexiko im Süden. Der über die USA ziehende Mega-Wintersturm macht immer mehr auch der Infrastruktur des Landes zu schaffen. Es seien sogar fast 1,5 Millionen Haushalte zumindest zwischenzeitlich ohne Strom gewesen, teilten die Behörden mit.
Mehr als 200 Millionen Menschen hatten am Vorweihnachtstag Unwetterwarnungen erhalten. Betroffen waren zunächst vor allem der Norden und der mittlere Westen des Landes. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Einige Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus.
«Ich bitte alle, heute Abend nicht auf die Strasse zu gehen, da sich die Bedingungen verschlechtern werden, wenn die Temperaturen im ganzen Bundesstaat weiter sinken. Packen Sie sich warm ein, bleiben Sie drinnen und passen Sie dieses Wochenende auf sich auf», rief die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul (64), die Einwohner auf.
In Erie County, südlich der Grossen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den «kritischsten, lebensbedrohlichen Fällen» den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er forderte die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.
Bombenzyklon
US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten «Bombenzyklons». In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming seien bereits Werte um minus 45 Grad Celsius gemessen worden.
In Denver im US-Bundesstaat Colorado fielen die Temperaturen laut Meteorologen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad. «Dies ist nicht wie ein Schneetag aus Kinderzeiten», warnte Präsident Joe Biden (80). (SDA/AFP/kes/man)