Explosion in Mehrfamilienhaus in Den Haag
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Fahndung nach flüchtigem Auto:Explosion in Mehrfamilienhaus in Den Haag

Schwere Explosion in Wohnhaus in Den Haag
Fünf Tote aus Trümmern geborgen – krimineller Hintergrund vermutet

Eine Explosion hat ein Wohnhaus in Den Haag teilweise einstürzen lassen. Es wird befürchtet, dass rund 20 Menschen unter den Trümmern eingeschlossen sind. Mindestens fünf Menschen starben.
Publiziert: 08.12.2024 um 09:42 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2024 um 20:40 Uhr
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In Den Haag ist ein Haus nach einer Explosion teilweise eingestürzt.
Foto: AFP

Einen Tag nach einer schweren Explosion in einem Mehrfamilienhaus im niederländischen Den Haag mit fünf Toten gibt es nach Angaben des Justizministers einen Verdacht auf einen kriminellen Hintergrund. «Wir wissen, dass die Polizei ermittelt, auch im Hinblick auf das Szenario eines Verbrechens», sagte Justizminister David van Weel, wie die Zeitung «Algemeen Dagblad» und weitere Medien berichteten.

Unter anderem werde ein Bezug zur Drogenkriminalität untersucht, sagte Staatsanwältin Margreet Fröberg in Den Haag. «Im Moment ist noch nicht deutlich, was die Ursache der Explosion war.»

Was die Hinweise für einen kriminellen Hintergrund seien, könne sie angesichts der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Untersucht werde auch die Rolle eines in der Nähe entdeckten ausgebrannten Autos, sagte Fröberg. Die fünf aus den Trümmern geborgenen Toten würden von Spezialisten in Schiphol identifiziert.

«Wenn dies das Ergebnis einer absichtlichen Explosion wäre, wäre das schrecklich», sagte der Minister. Das würde auch unterstreichen, was für ein «grosses Problem» die Niederlande mit Explosionen haben. «Wenn es sich um ein Verbrechen handelt, dann werden wir die Täter fassen.» 

Ursache unklar

Was das Feuer und die Explosion in dem Gebäude nahe dem Stadtzentrum ausgelöst hat, ist noch unklar. Laut der lokalen Nachrichtenplattform «Regio15» wurden Wohnungen in mehreren Stockwerken durch die Explosion zerstört.

Gemutmasst wird derzeit, dass in dem Gebäude kurz vor dem Jahreswechsel möglicherweise illegale Feuerwerkskörper gelagert worden sein könnten, die dann explodierten. Wegen restriktiver Regeln zum Verkauf von Böllern und Raketen zu Silvester gibt es in den Niederlanden einen umfangreichen Handel mit illegalem und oft gefährlichem Feuerwerk. Am vergangenen Dienstag etwa wurden in einem Schuppen 1,3 Tonnen an Feuerwerk entdeckt.

Die Polizei fahndet unterdessen weiter nach einem Auto, das unmittelbar nach der Explosion mit hoher Geschwindigkeit wegfuhr. Anwohner wurden gebeten, mögliche Videoaufnahmen vom Unglücksort zu schicken, auf denen das Auto zu sehen sein könnte. «Ich spürte, wie der Boden bebte, ich war plötzlich wach», sagt ein Anwohner. «Ich war schon wach und hörte plötzlich den Nachbarn schreien. Dann hörte ich einen sehr lauten Knall», schildert eine weitere Person das Geschehen.

Immer wieder Sprengstoffanschläge

Ein vor Ort eingetroffener Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von riesigen Rauchwolken, die zum Himmel aufstiegen. Dutzende Einsatzwagen der Feuerwehr seien vor Ort, Trümmer in der Strasse verstreut.

In den Niederlanden kommt es seit längerem immer wieder zu Sprengstoffanschlägen im kriminellen Milieu. Die Explosionen und Brandschlägen treffen Häuser, Firmengebäude und Autos. Die nachts an Hauseingängen, Fassaden oder Geschäften deponierten Spreng- oder Brandsätze richten Sachschäden an, verletzt wird in der Regel niemand. Nach Polizeiangaben geht es bei den Anschlägen um Drogen, Einschüchterung und Erpressung. Selbst bei Beziehungsstreits komme Sprengstoff zum Einsatz.

Zuletzt explodierte Drogenlabor

Ob die Explosion und der anschliessende Brand in Den Haag allerdings tatsächlich einen kriminellen Hintergrund haben, ist noch offen. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof zeigte sich schockiert von der Katastrophe und bot den Opfern die Hilfe der Regierung an. Auch das Königshaus reagierte betroffen.

Anfang des Jahres gab es in Rotterdam eine Explosion mit drei Toten in einer Wohnanlage, wobei sich herausstellte, dass es sich um die Explosion eines illegalen Labors zur Herstellung von Drogen in dem Gebäude handelte.

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