Der letzte Atomtest ist Kim Jong Un (34) wohl ausser Kontrolle geraten. Ein chinesisches Forscherteam um den Geologen Wen Lianxing geht davon aus, dass der Berg Mantapsan (2205 Meter) auf dem Testgelände Punggye-ri am 3. September 2017 kollabierte, nachdem der stärkste Atomsprengkopf in einem in 700 Metern Tiefe gelegenen Tunnel explodiert war.
Die Hitze der auf rund 100 Kilotonnen geschätzten Bombe brachte die Felsen zum Schmelzen. Dadurch entstand ein Hohlraum von 200 Metern Durchmesser, in den Teile des Berges stürzten.
Lianxing kam zu diesem Ergebnis, nachdem er Satellitenbilder und über 2000 seismische Messstationen ausgewertet hatte.
Über den Vorfall berichtete die «South China Morning Post». Im nur 70 Kilometer entfernten China herrscht nun Angst vor austretenden atomaren Stoffen. Die Messungen in China werden verstärkt, bisher wurden keine erhöhten Werte festgestellt.
Wohin weht es die verseuchten Gase?
Götz Neuneck, Sprecher des Arbeitskreises Physik und Abrüstung in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, schätzt den Bericht aus China als sehr glaubwürdig ein. Man habe den Test registriert und mehrere Aftershocks gemessen. Auch sei die Instabilität des Geländes bekannt. Neuneck: «Die Bombe war rund zehnmal so stark wie die Atombombe von Hiroshima, bei deren Abwurf am 6. August 1945 gegen 80’000 Menschen sofort getötet wurden.»
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis radioaktive Stoffe ins Freie gelangten, sagt Neuneck. «Je nach Menge und Höhe des Ausstosses sowie je nach Wind könnten die verseuchten Gase Tausende von Kilometern getragen werden.» Eine wirkliche Gefahr bestünde aber nur gerade für die unmittelbare Umgebung.
Grund für Atom-Stopp?
Dass der Kollaps der Grund für Kim Jong Uns angekündigten Atomstopp sei, bezeichnet Neuneck als Spekulation. «Es kann tatsächlich sein, dass er nun an den Rand seiner Kapazitäten gekommen ist und das Testgelände schliessen muss. Man weiss aber, dass er nukleare Waffen bauen kann und weitere Testanlagen hat.»
Die Chinesen fordern von den Nordkoreanern, dass sie internationale Forscher ins Land lassen, um das Gelände zu untersuchen. Atomforscher Zhao Guodong: «Man könnte eine dicke Schicht Erde auf die eingestürzte Stelle legen, die Risse mit einem Spezialzement füllen oder die Schadstoffe mit einer chemischen Lösung entfernen.»