Experte über «Delta»-Notlandung
«Der Pilot darf niemals in so ein Gewitter fliegen»

Aviatik-Experte Olav Brunner kritisiert den Piloten der notgelandeten «Delta Airlines»-Maschine. Er habe extrem unvorsichtig gehandelt.
Publiziert: 10.08.2015 um 18:12 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:34 Uhr
Interview: Emanuel Gisi

Die Passagiere des «Delta Airlines»-Fluges 1889 von Boston nach Salt Lake City erlebten am Wochenende einen wahren Horrortrip: In einem Gewitter wurde der Airbus A320 von Hagel-Brocken derart heftig getroffen, dass die Maschine ob der zersplitterten Frontscheibe und der beschädigten Nase in Denver notlanden musste.

Aviatik-Experte Olov Brunner erklärt im Gespräch mit Blick.ch, wie es zu solchen Zwischenfällen kommen kann und welche Fehler dem Piloten anzulasten sind.

Blick.ch: Herr Brunner, wie oft kommt es vor, dass ein Passagierflugzeug in einen derart heftigen Hagelsturm gerät?
Brunner: Das darf niemals passieren. Der Pilot darf nicht in ein Gewitter hineinfliegen, in dem so grosse Eisbrocken unterwegs sind. Da hat er extrem unvorsichtig gehandelt.

Woher weiss ein Pilot denn, wie es in der Gewitterwolke aussieht?
Das sieht man auf dem Radar. Und wenn der Radar nicht funktioniert, bei einer technischen Panne, darf er auf keinen Fall durch die Wolke hindurchfliegen. Das ist ein absolutes No-Go. Da muss er auf Sicht halt einen anderen Weg suchen.

Dass der Pilot von manchen Passagieren als Held gefeiert wurde, finden Sie also falsch?
Er hat sicher nicht optimal gehandelt. Was der Grund dafür war, wird die Untersuchung zeigen müssen. Aber ein Held ist er sicher nicht.

Der «Delta»-Airbus musste mit demolierter Nase und kaputter Frontscheibe in Denver notlanden…
…und damit ist er noch gut davongekommen. Bei derart grossen Eisbrocken kann es auch die Flügelkante zerbeulen, und das hätte dann schwerwiegende Folgen. Dann wäre die Luftströmung nachhaltig gestört.

Wie schwierig war denn die Notlandung?
Nicht besonders. In einem solchen Fall gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder führt man eine automatische Landung durch, das ist bei Landeanflügen bei schlechter Sicht bei den heutigen Maschinen üblich. Das ist für den Piloten zwar etwas unangenehm, aber es funktioniert. Die zweite Variante ist, durch die noch intakten Seitenfenster zu schauen. Das ist zwar etwas umständlich, aber bei einer breiten und langen Landebahn problemlos möglich.

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