Ex-Premier David Cameron (52) ist der Vater des EU-Austritts – und lebt bestens davon
Einer profitiert garantiert vom Brexit

Er war es, der die Briten über den EU-Austritt abstimmen liess, um seine Haut zu retten. Heute ist David Cameron aber nicht mehr Premierminister, dafür profitiert er heftig vom Chaos rund um den Brexit.
Publiziert: 12.03.2019 um 23:53 Uhr
|
Aktualisiert: 13.03.2019 um 14:45 Uhr
1/14
David Cameron im Juli 2018 an einem Tennismatch in Wimbledon: Der ehemalige Premier geniesst heute das Leben.
Foto: Getty
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Die Diskussionen über den Brexit erschüttern Grossbritannien. Die Parteien und Regionen sind so zerstritten, dass sogar die Aufspaltung des ehrwürdigen Königreichs droht!

Theresa Mays Brexit-Deal gescheitert
0:47
Bei der zweiten Abstimmung:Theresa Mays Brexit-Deal gescheitert

Doch ausgerechnet der ehemalige Premierminister David Cameron (52), der den Briten das Ganze eingebrockt hat, profitiert vom Desaster. Als Premierminister kassierte er noch umgerechnet rund 188'000 Franken. Schon im ersten Jahr nach seinem Rücktritt 2016 war es das Mehrfache davon! Wie der «Mirror» schreibt, soll seine Firma David Cameron Limited rund 750'000 Pfund, knapp 1 Million Franken, erwirtschaftet haben.

Eine Rede für knapp 160'000 Franken

Vor allem Camerons Vorträge über den Brexit rentieren: Allein für die einstündige Rede an einer Versammlung des US-Immobilienunternehmens Blackstone Properties hat Cameron offenbar stolze 120'000 Pfund (rund 160'000 Franken) erhalten. Dazu spülen weitere lukrative Engagements Geld in die Kasse, so etwa die Jobs als Markenbotschafter beim US-Finanzunternehmen First Data Corporation oder als Vize-Chef eines britisch-chinesischen Investmentfonds.

Umgerechnet etwas über eine Million Franken soll Cameron auch für seine Memoiren kassieren, die er zurzeit in einem mobilen Gartenhäuschen schreibt. Er hatte den kleinen Wagen vor zwei Jahren für 25'000 Pfund designen lassen. Das Buch soll im September erscheinen und alle Entscheidungen Camerons zum Brexit offenlegen.

«Wenigstens geht es einem gut»

Camerons Profit aus dem Brexit stösst seinen Gegnern sauer auf. Der Labour-Abgeordnete Virendra Sharma (71) ist ausser sich: «Er kassiert auf der ganzen Welt Geld für Vorträge über sein totales Versagen. Wir rasen auf ein Desaster zu, aber wenigstens einem wird es gut gehen.»

Wie es sich für abgetretene Politiker gehört, engagiert sich Cameron aber auch ehrenamtlich für Menschen, die Hilfe brauchen. So präsidiert er eine Alzheimer-Vereinigung und den National Citizen Service, der sich um Jugendliche kümmert. Cameron hatte 2009 eines seiner vier Kinder, den sechsjährigen Sohn Ivan, verloren. Der Bub litt an zerebraler Kinderlähmung und Epilepsie.

Er bereut es nicht

Um wiedergewählt zu werden, hatte David Cameron als Premierminister den Briten versprochen, sie über den Austritt aus der EU abstimmen zu lassen. Nie hätte der konservative Politiker gedacht, dass die Briten der EU tatsächlich den Schuh geben würden. Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten mit einem Ja-Anteil von 52 Prozent einem Austritt aus der EU zu. Cameron nahm danach den Hut.

Zur Brexit-Abstimmung äussert er sich heute öffentlich nur noch sehr zurückhaltend. Als Reporter der BBC ihn im Januar nach einer Joggingtour abfingen, sagte er: «Ich bereue es nicht.»

Warum sollte er auch, wenn die Kasse stimmt?

Der Brexit-Fahrplan - so geht es weiter
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
  • 12. März: Das Parlament stimmt im sogennanten «meaningful vote» über das zwischen May und der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen ab. Zum zweiten Mal entschied das Parlament gegen Mays Deal (mit 391 zu 242 Stimmen).
  • 13. März: Die Premierministerin lässt darüber abstimmen, ob Grossbritannien die EU ohne Deal verlassen soll. Das wäre ein harter Brexit, der wegen fehlender Übergangsbestimmungen in ein Chaos führen könnte. Kommt es bei der Abstimmung zum No-Deal zu einem Nein, entscheidet das Parlament für oder gegen eine Verschiebung des Brexit.
  • 14.März: Die Abgeordneten entscheiden über die Brexit-Verschiebung. Nein = EU-Austritt am 29. März, vermutlich ohne Deal; Ja = London bittet EU um Verlängerung der Frist.
  • Für die Umsetzung eines Abkommens müssen mindestens 20 EU-Länder zustimmen, die für 65 Prozent der EU-Bevölkerung stehen. Kommt eine Mehrheit nicht zustande, tritt Grossbritannien ohne Deal aus der EU aus.
  • Der Austritt erfolgt in jedem Fall am 29. März 2019.
Die komplette Brexit-Chronologie

Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seit diesem Zeitpunkt fand zwischen der EU und Grossbritannien aber auch innerhalb des Vereinigten Königreichs ein langwieriger politischer Prozess der Kompromissfindung statt. Mehrere Abgeordnete und sogar Premierminister traten aufgrund der Vertragsverhandlungen zurück. Am 31. Januar 2020 trat Grossbritannien schliesslich aus der EU aus.

BLICK zeigt die wichtigsten Stationen des chaotischen Prozesses seit dem Austrittsvotum der Briten auf.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?