Nun ist es klar: Die kolumbianische Luftfahrtbehörde hat bestätigt, dass Treibstoffmangel die Ursache für den Jumbolino-Absturz war. «Wir haben Ermittlungen eingeleitet, um herauszufinden, warum es nicht genug Treibstoff gab», sagte der für Luftsicherheit zuständige Sekretär Freddy Bonilla zur Zeitung «El Tiempo».
Ein Mitschnitt des Funkverkehrs zwischen dem Piloten und dem Tower des Flughafens in Medellín deutet auf diese Absturzursache hin. Auch eine überlebende bolivianische Flight Attendant erzählte: «Wir hatten keinen Treibstoff mehr. Das Flugzeug hat sich ausgeschaltet.»
«Das ist mir unbegreiflich», sagt der ehemalige Swissair-Pilot Olav Brunner. «Ein Flug wird normalerweise bis ins Detail durchgeplant.» Für die Berechnung des Treibstoffbedarfs gebe es drei Komponenten: den allgemeinen Treibstoff für die geplante Flugstrecke, den Treibstoff, um einen Ausweichflughafen zu erreichen, und eine letzte Reserve. «Das wird zwingend vor jedem Flug berechnet.»
Pilot hat versagt
Offenbar war sogar eine Zwischenlandung zum Tanken auf der Strecke vorgesehen. So berichten bolivianische Medien unter Berufung auf einen Vertreter der Fluggesellschaft Lamia, das Flugzeug hätte in Bogotá zwischenlanden und auftanken müssen. Der Pilot sei jedoch der Meinung gewesen, dass der Treibstoff bis ans Ziel reiche. So sei der Flug auch schon mehrmals ohne Zwischenlandung durchgeführt worden.
«Das ist eine fliegerische Todsünde», sagt Brunner. Wenn es sich tatsächlich so zugetragen habe, sei der Absturz klar dem Versagen des Piloten zuzuordnen. «Dieser Entscheid wäre grob fahrlässig.»
Keine Hinweise auf technische Mängel
Auch wenn der Tank ein Leck gehabt hätte, wäre dies auf der Anzeige sichtbar gewesen. «Der verbleibende Treibstoff an Bord muss stetig überprüft und mit dem berechneten Verbrauch bis zum Zielflughafen inklusive den nötigen Reserven verglichen werden», sagt Brunner. Die bisherigen Erkenntnisse deuten jedoch auf menschliches Versagen hin.
Noch kurz nach dem Flugzeug-Unglück wurde der Pilot von internationalen Medien und auch im BLICK als Held gefeiert. Man vermutete, der Mann aus Paraguay habe kurz vor der Kollision mit dem Berg entschieden, das Kerosin abzulassen. So hätte er eine Explosion des Fliegers verhindert. So konnten immerhin sechs Passagiere überleben. Kurze Zeit später wurde klar, dass sich dies nicht so abgespielt hatte.
Der Pilot war laut Medienangaben Miteigentümer der kleinen Fluggesellschaft, die sich auf Charterflüge für Sportvereine spezialisiert hat.
Die kolumbianische Luftverkehrsbehörde war bereits am Dienstag von mangelndem Treibstoff als Unglücksursache ausgegangen. Da war aber noch unsicher, ob nicht auch elektronisches Versagen den Absturz verursacht haben könnte. Auch die schweren Regenfälle wurden als Ursache diskutiert.
Der Flieger der bolivianischen Fluggesellschaft Lamia war auf dem Flug von Bolivien zum kolumbianischen Flughafen José María Córdova de Rionegro in der Nähe von Medellín verunglückt. Kurz vor 22 Uhr verschwand das Flugzeug vom Radar. Es hatte das brasilianische Fussballteam Chapecoense an Bord. Fast die ganze Mannschaft gehört zu den 71 Todesopfern. Nur sechs Insassen überlebten den Absturz.