Für den zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. sind die 1960er-Jahre eine Ursache für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. «Zu der Physiognomie der 1968er-Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurden», schreibt der Geistliche, der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger heisst.
Grund für die Krise der katholischen Kirche sei auch eine «Gottlosigkeit», schrieb Benedikt in einem Aufsatz, den unter anderem das katholische Nachrichtennetzwerk CNA am Donnerstag veröffentlichte.
«Wehrlos gegenüber der Gesellschaft»
Unabhängig davon habe sich zeitgleich «ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft» gemacht habe. «Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmass erreichen? Im Letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes», schreibt der deutsche Ex-Papst, der nächste Woche 92 Jahre alt wird.
Nach Rücksprache mit seinem Nachfolger Franziskus habe er den Text für das bayerische «Klerusblatt» geschrieben. Darin heisst es: In den Jahren von 1960 bis 1980 seien «die bisher geltenden Massstäbe in Fragen Sexualität vollkommen weggebrochen» und eine «Normlosigkeit entstanden, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat».
Missbrauchs-Gipfel
Benedikt war von 2005 bis zu seinem spektakulären Rücktritt 2013 Papst. In seiner Amtszeit kam ans Licht, dass weltweit massenweise Kinder von Geistlichen missbraucht wurden. Angesichts der schweren Krise hatte Papst Franziskus im Februar zu einem Anti-Missbrauchs-Gipfel im Vatikan eingeladen. Franziskus weist immer wieder darauf hin, dass der Grund für Missbrauch auch die Machtstrukturen der Kirche sind. (SDA)