Ex-Nationalrat kritisiert das «Morden im Gaza-Streifen»
Geri Müllers Hamas-Gast von israelischer Armee getötet

Einer entführte israelische Soldaten, der andere lagerte Raketen und Bomben: Das ist aus den Palästinensern geworden, die der grüne Nationalrat Geri Müller 2012 ins Bundeshaus einlud. Die Hamas will der Politiker auch heute nicht als Terrororganisation bezeichnen.
Publiziert: 05.01.2024 um 12:12 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2024 um 14:07 Uhr
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Geri Müller mit seinem umstrittenen Besuch (v.l.): Sayyid Abu Musamih, Hamas-Sprecher Mushir al-Masri, Geri Müller und Khamis al-Najjar.
Foto: zVg
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Guido FelderAusland-Redaktor

Der Aargauer Geri Müller (63) sorgte schon für Entrüstung, als er sich als damaliger grüner Nationalrat 2012 mit Vertretern der Hamas im Bundeshaus-Café traf. Ein Bild, das ihn mit der Dreierdelegation und einem Geschenk der Gäste in Händen zeigt, ging durch die Medien.

Die Einladung der Hamas-Delegation erregte den Zorn Israels. Der damalige Aussenminister Avigdor Lieberman (65) sprach von «einem Beispiel von internationaler Heuchelei». Für die Gesellschaft Schweiz-Israel stellte die Einladung «eine Beleidigung für demokratische Werte und Menschenrechte dar, die den Geist von Genf ausmachen».

Einer der Besucher getötet

Nun sorgen zwei dieser Besucher im aktuellen Gaza-Krieg für Schlagzeilen. So ist Khamis al-Najjar Ende Dezember bei einem Angriff auf sein Haus in Chan Yunis im Gazastreifen getötet worden. Mit ihm starben auch seine Frau, zwei seiner Kinder sowie ein Enkelkind. Al-Najjar war von Beruf Arzt und Mitglied des Palästinensischen Legislativrates. Er unterhielt Verbindungen zur Muslimbruderschaft und soll für die Entführung israelischer Soldaten verantwortlich gewesen sein.

Auch der Mann, der Geri Müller das Geschenk überreichte, sorgt für Schlagzeilen. Es handelt sich um den Hamas-Sprecher Mushir al-Masri. In seinem Haus wurden im Dezember laut israelischen Angaben Gewehre, Raketen und Bomben sichergestellt. Die beiden Hamas-Vertreter sowie ein weiterer Besucher stehen auf der Terror-Finanzierungsliste der USA.

Nicht bekannt ist, was aus dem Dritten im Bunde, Sayyid Abu Musamih, geworden ist.

Geschenk abgegeben

Geri Müller, heute selbständiger Berater in Baden, sagt gegenüber Blick auf Anfrage, dass er mit den Besuchern von damals seither keinen Kontakt mehr gehabt habe. «Ich habe die Delegation im ‹Vue des Alpes› beim Bundeshaus nur etwa eine Stunde zu einer Sitzung getroffen.» Das Geschenk habe er nach der Annahme vorschriftsgemäss im Bundeshaus abgegeben.

Müller ist Präsident der «Gesellschaft Schweiz – Palästina» und war damals Präsident der nationalrätlichen «Freundschaftsgruppe Schweiz – Palästina». Von den Besuchern sei ihm lediglich in Erinnerung geblieben, dass man – aus einer Notsituation heraus – eine Sitzung abgehalten habe, um über eine Verbesserung der Situation für die palästinensische Bevölkerung zu diskutieren.

Er verteidigt das Treffen auch heute noch. Die drei Besucher hätten ein Problem mit einer Medikamentenlieferung besprechen wollen. Die Schweiz sei bekannt dafür, dass sie immer mit beiden Seiten rede.

Hamas für Müller keine Terroristen

Zum Tod von Khamis al-Najjar und den Waffenfunden bei Mushir al-Masri sagt Müller allgemein: «Das Morden im Gazastreifen muss aufhören. Die israelische Armee tötet bei ihrem Feldzug Tausende unschuldige Menschen, über 70 Prozent sind Frauen und Kinder. Viele Israelis tragen ihre Waffen im Alltag sichtbar mit.»

Er attestiert der Hamas zwar die Ausübung von Terror, würde sie aber nicht als Terrororganisation einstufen. «Terror gibts auch durch israelische Siedler und die Armee im Westjordanland, und die werden auch nicht als Terroristen bezeichnet», sagt Müller.

Das Wort «Terror» in einer Bezeichnung diene niemandem, vielmehr brauche es konstruktive Gespräche. Für ihn sei die Hamas eine «Bewegung mit vielfältigen Elementen».

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