Ex-Mitarbeiterin erhält 1,5 Rappen
Ljudmilla zwingt Putins «Trollfabrik» in die Knie

Offiziell heisst sie Agentur für Internetforschung - doch dahinter verbirgt sich eine Propagandaabteilung der russischen Regierung. Ein Prozess hat die Machenschaften der «Trollfabrik» nun öffentlich gemacht.
Publiziert: 18.08.2015 um 17:19 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:06 Uhr
Insiderin: Ljudmilla Sawtschuk.
Foto: ZVG

Zwei Jahre lang arbeitete Ljudmilla Sawtschuk als sogenannter Internet-Troll. Ihr Job: Chats, Internetforen und Kommentarspalten von Webseiten mit pro-russischer Propaganda zu fluten. Ihr Auftraggeber: die Agentur für Internetforschung der russischen Regierung.

Doch was der Kreml nicht wusste: Sawtschuk ist freie Journalistin. Nach eigenen Angaben liess sich die 34-Jährige nur von der als «Trollfabrik» bezeichneten Agentur anstellen, um deren Machenschaften öffentlich zu machen.

Das ist ihr gelungen: Nachdem sie im Frühjahr von der Agentur für Internetforschung gefeuert wurde, klagte die junge Mutter gegen deren Arbeitsbedingungen – und gewann. Die Agentur muss ihr nun einen symbolischen Schadensersatz von einem Rubel - umgerechnet 1,5 Rappen - bezahlen. Das hat ein Gericht in St. Petersburg entschieden.

Im Prozess warf Sawtschuk der Agentur vor, im Internet gezielt Propaganda für die Politik des Kremls zu machen. Sie und ihre Kollegen hätten den Auftrag gehabt, unter verschiedenen Identitäten «im Sinne der russischen Regierung» Kommentare und Beiträge zu schreiben. Insbesondere zum Thema Ukraine-Konflikt. Ihren «Trollen» soll die Agentur dafür umgerechnet etwa 700 Franken pro Monat gezahlt haben.

«Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg», sagte Sawtschuk nach der Gerichtsentscheidung der Nachrichtenagentur AFP. Durch ihre Klage habe sie die Internet-Trolle gezwungen, «aus dem Schatten zu treten». (vsc)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?