Herbert Schott (79) hatte sie alle. Rund 300 Staatschefs traf der ehemalige Intercontinental-Direktor in Genf – von Fidel Castro (1926–2016) bis Ronald Reagan (1911–2004). «Das waren Zeiten damals!», sagt der ehemalige Gastgeber der Mächtigen in fröhlichem rheinischem Singsang am Telefon. 35 Jahre arbeitete er im «Schlafsaal der Vereinten Nationen», wo beim Biden-Putin-Gipfel nächste Woche auch wieder die amerikanische Delegation absteigt.
Trotz Schweizer Staatsbürgerschaft – «nach 45 Jahren da haben sie mir die praktisch geschenkt!» – lebt der gebürtige Deutsche Schott jetzt wieder in seinem Heimatort bei Bonn. Schön habe er es dort, erzählt er. Nur, dass die Welt bei ihm zu Gast ist, das fehle natürlich manchmal, sagt der noch immer für das Intercontinental als Vorstand aktive Top-Hotelier.
Herr Schott, reisen Sie denn jetzt nochmal persönlich nach Genf, um Biden in Empfang zu nehmen?
Herbert Schott: Nee! Da sind jetzt die neuen Herren dran. Aber ein paar Hinweise habe ich ihnen natürlich schon gegeben.
Welches Essen kredenzt werden sollte und wo der Eingang zur Geheimetage ist?
Nur, wie das damals war. Wir hatten 1985 sechs Monate zur Vorbereitung, die armen Kollegen jetzt viel weniger.
Das Treffen zwischen Reagan und Gorbatschow im Intercontinental brachte damals die Wende im Kalten Krieg. Haben Sie das geahnt?
Dass aus diesem Treffen hervorgeht, dass die Sowjetunion auseinanderbricht oder Deutschland seinen Osten wiederbekommt? Überhaupt nicht. Wir waren im Vorfeld vor allem damit beschäftigt, unseren Stammkunden zu erklären, warum sie in dieser Zeit nicht zu uns kommen können. Wir haben sie ganz höflich gefragt, da haben sie sich wichtig gefühlt. Einen Champagner haben wir ihnen auch noch geschenkt.
Wie lief das denn 1985 im Intercontinental ab?
Die Amerikaner haben das Hotel für zwei Wochen gemietet – für ein dreitägiges Gipfeltreffen. Die haben sich da dann auch richtig installiert, mit dem ganzen Equipment und ihren Büros.
Nur das Bett musste sich Reagan von Ihnen leihen. Erzählen Sie uns die Geschichte dazu?
Also, das war so: Der kam mit seiner Frau Nancy, und die wollte er nicht in dieses Konferenzgewühle mit reinbringen. Deshalb haben die Amerikaner eine Villa in der Nähe vom Hotel gemietet und dann, erst als Reagan kam, festgestellt, dass das Schlafzimmer nicht seinen Wünschen entsprach. Dem war das Bett zu klein! Ich versteh das, der war ähnlich gross wie ich – ich bin 1,93 Meter. (Reagan war 1,85 Meter, Anm. d. Red.)
Also haben Sie ausgeholfen.
Genau, da hab ich mir gedacht: Geb ich ihm halt meins – das war 2 auf 2,20 Meter – damit der Mann seinen Komfort hat. Das habe ich danach allerdings nie wieder gesehen.
Bitte was?
Das ist mit nach Washington gegangen. Die Amis haben es eingepackt.
Im Ernst – Reagan hat Ihr Bett geklaut?
Das hat mir der amerikanische Botschafter so erzählt! Ich bin extra nochmal selbst in die Villa gegangen und hab nachgeguckt, ob es nicht doch irgendwo rumsteht. Das Bett war weg.
Haben Sie Reagan damals auch persönlich getroffen?
Mal kurz, so fünf Minuten. Ich habe ein schönes Porträt von ihm bekommen, mit Unterschrift. Damals hatte ich schon 180 Staatschefs getroffen, aber es war noch nicht so, dass man ständig ein Foto machte.
Insgesamt haben Sie auch vier US-Präsidenten getroffen: Neben Reagan waren das Carter, Bush und Clinton. Welcher war Ihr liebster?
Clinton. Der war sehr einfach, sehr gut eingestellt, sehr freundlich. Auch Carter war sehr, sehr freundlich, schnell, dynamisch. Im Ruhestand sind die ja auch alle mal wieder gekommen, da habe ich mit Carter sogar mal einen Kaffee getrunken. Biden stelle ich mir vom Typ her ähnlich vor.
Und Gorbatschow und sein Team?
Die haben damals nicht im Intercontinental geschlafen. Die Botschaft von Russland ist gleich um die Ecke, und die haben mindestens 50 Zimmer und zwei Suiten. Wenn ein russischer Diplomat zur Uno kam, wurde er auch immer da untergebracht.
Hat das Intercontinental eigentlich auch besondere Sicherheitsvorkehrungen?
Nein, um die Sicherheit kümmert sich die Genfer Polizei. Das Hotel hat auch keine besondere Architektur oder so. Der Erfolg liegt einzig und allein an der Lage: Es liegt nah bei der amerikanischen und der russischen Botschaft in Genf, nur 100 Meter von den Vereinten Nationen entfernt und nur zehn Minuten vom Flughafen. Was da dann an Sicherheitsvorkehrungen getroffen wird, könnten die in der Stadt gar nicht machen. Das gäbe Chaos. Und das Hotel ist gross, wir haben Konferenzsäle mit bis zu 2000 Quadratmetern. Da fehlt es an nichts.
Wäre es nach seinen Eltern gegangen, wäre Herbert Schott (79) Anwalt oder Doktor geworden. «Hat aber nicht so gut geklappt!», erzählt der Rheinländer vergnügt. Mit 17 habe er zu Hause «ausgecheckt», 100 Kilometer entfernt von seinem deutschen Heimatort Königswinter (bei Bonn) fing er in einem Hotel an. Von 1967 bis 2002 arbeitete er im Intercontinental in Genf, noch immer ist er im Vorstand der Betreibergesellschaft. Seine Erinnerungen hat er in «L'Hotelier» (2007) festgehalten.
Wäre es nach seinen Eltern gegangen, wäre Herbert Schott (79) Anwalt oder Doktor geworden. «Hat aber nicht so gut geklappt!», erzählt der Rheinländer vergnügt. Mit 17 habe er zu Hause «ausgecheckt», 100 Kilometer entfernt von seinem deutschen Heimatort Königswinter (bei Bonn) fing er in einem Hotel an. Von 1967 bis 2002 arbeitete er im Intercontinental in Genf, noch immer ist er im Vorstand der Betreibergesellschaft. Seine Erinnerungen hat er in «L'Hotelier» (2007) festgehalten.
Ein Konflikt löst sich am besten auf neutralem Grund. Das wussten 1985 schon Michail Gorbatschow (90) – damals Generalsekretär der Kommunistischen Partei, später Staatspräsident der Sowjetunion – und US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004): Auch sie trafen sich damals in Genf, um über die atomare Abrüstung und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu sprechen. Es war ein Wendepunkt im Kalten Krieg zwischen den beiden Supermächten, dem Reagan als «Friedensmission» und Gorbatschow «ohne Erwartungen» entgegengesehen hatten. In einer gemeinsamen Abschlusserklärung einigten sich die beiden Staatschefs auf einen Kompromiss. Und auf den zentralen Satz, dass «ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals ausgefochten werden darf» – das «Gleichgewicht des Schreckens», von dem schon US-Präsident John F. Kennedy (1917–1963) in seiner Antrittsrede sprach.
Ein Konflikt löst sich am besten auf neutralem Grund. Das wussten 1985 schon Michail Gorbatschow (90) – damals Generalsekretär der Kommunistischen Partei, später Staatspräsident der Sowjetunion – und US-Präsident Ronald Reagan (1911–2004): Auch sie trafen sich damals in Genf, um über die atomare Abrüstung und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu sprechen. Es war ein Wendepunkt im Kalten Krieg zwischen den beiden Supermächten, dem Reagan als «Friedensmission» und Gorbatschow «ohne Erwartungen» entgegengesehen hatten. In einer gemeinsamen Abschlusserklärung einigten sich die beiden Staatschefs auf einen Kompromiss. Und auf den zentralen Satz, dass «ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals ausgefochten werden darf» – das «Gleichgewicht des Schreckens», von dem schon US-Präsident John F. Kennedy (1917–1963) in seiner Antrittsrede sprach.